Pechvögel: Abgesehen von bestätigten Plänen für eine Frühjahrstour durch Südamerika mit Metallica und Greta Van Fleet sollten EGO KILL TALENT 2020 gemeinsame Konzerte mit System Of A Down in Europa geben und die hiesigen Festivals beschallen, woraus infolge dere Corona-Pandemie aber nichts wurde - worüber sich zu beklagen Jammern auf hohem Niveau wäre, denn auch wenn die Brasilianer darum riesige Chancen verpasst haben, ist noch nicht aller Tage Abend, und ihre Arbeit im Studio lässt sich schließlich auch ansehen bzw. anhören.
Die bereits im letzten Sommer und Winter veröffentlichten EPs “The Dance” und “The Dance Between” verkürzten die Wartezeit, und nun findet die Trilogie "The Dance Between Extremes" endlich ihren Abschluss, sodass wir ein vollständiges Album vorliegen haben. Geboten wird darauf radiofreundlicher, nichtsdestoweniger anspruchsvoller Alternative Rock mit allerlei Verrenkungen auf dem Rhythmusparkett, die man sicherlich auch im Prog-Milieu zu schätzen weiß.
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Hinzu kommt in Person von Jonathan Dörr ein schmachtender Sänger, der das Ganze endgültig mehrheitsfähig macht. Die Musiker, die während ihrer Performance gerne mal untereinander die Instrumente tauschen, setzen ohnehin auf Refrains als Dreh- und Angelpunkte, wobei ihnen aber nicht nur Volltreffer wie das Foo-Fighters-artige 'Lifeporn' gelingen, sondern auch Allerwelts-Saubermann-"Grunge" wie 'The Call' passiert.
Das klug zwischen Ballade und Kraftrock schwankend in Szene gesetzte 'Silence' ist das Highlight von "The Dance Between Extremes", der Nu-Metal-Ausrutscher 'Starving Drones (A Dinner Talk)' rangiert hingegen mit Sprechgesang am unteren Ende des Qualitätsspektrums, und wenn die Platte ein Problem hat, dann dass sie tatsächlich wie zusammengestückelt klingt … was sie eben auch wurde, obwohl das gesamte Material wohl in einem Rutsch produziert wurde.
FAZIT: Irgendwie alternativer, zeitgemäßer Rock für die Massen mit vielen guten Ansätzen, aber in letzter Konsequenz weitgehend austauschbar - EGO KILL TALENT möchten "The Dance Between Extremes" in der Tat auf möglichst vielen Hochzeiten tanzen und lassen dabei ein eigenes Gesicht missen. Als Vorgruppe von Superstars dürften sie im Rahmen ihrer nachzuholenden Konzerte mit den Superstars Metallica und Co. leider eine jener Combos sein, um die sich die beinharten Fans der Hauptattraktion nicht weiter scheren. Zu harmlos, zu beliebig und zu brav nach gängigen Mustern gestrickt … <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/8f8ea0067550468c905ab19ac18a49bd" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.03.2021
Raphael Miranda, Niper Boaventura
Jonathan Dörr
Theo Van Der Loo
Jean Dolabella
BMG / Warner
49:00
19.03.2021