So hart es auch klingen und so lächerlich man sich mit der Behauptung in Szene-Kreisen machen mag: EINHERJER verschossen ihr Pulver mit ihrem Debüt-Klassiker „Dragons From The North“, haben also seit genau 25 Jahren nichts ansatzweise Ebenbürtiges folgen lassen. Ihre späteren Platten waren im schlimmsten Fall Grabbelkisten-Ware zur Bierzelt-Beschallung („Odin Owns Ye All“) und ansonsten größtenteils okay, wenn man sie im generellen Extrem-Metal-Kontext betrachtete.
Das trifft nun auch auf das aktuelle Album der Norweger zu, das seinem Vorgänger nichts nimmt, aber genauso schnell wieder vergessen sein wird, weil der Band nach ihrem Fabel-Einstand irgendwie das Gesicht verlorengegangen ist. "North Star" leidet nicht als erstes EINHERJER-Werk unter einem suboptimalen Sound, der insbesondere den fabelhaften Leadgitarristen Ole Sønstabø als wertvollsten Posten der Band in seinen Möglichkeiten behindert.
Er ist derjenige, der beispielsweise das flotte 'The Blood and the Iron' (einen mitreißenderen Refrain bekommt die Band nach dem Opener auch nicht mehr auf die Kette) zu einem Mini-Hit macht und die epische Breite des zweiten Highlights der Scheibe - 'Ascension' - mit seinem fantasievollen Spiel in vollem Maß rechtfertigt. Wie gewohnt bleibt Frontmann Frode Glesnes mit seinem Frosch-Quaken hinter den Erwartungen zurück, die man an Veteranen stellt … und solche sind EINHERJER ja zweifelsohne.
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Warum sie sich dann zu Geschunkel wie 'West Coast Groove' und 'Chasing the Serpent' oder beliebigem Midtempo-Hauruck ('Stars') hinreißen lassen, weiß wohl nur der Göttervater in Walhalla. Grausig zudem: Die schief melodischen Chor-Passagen im an sich spannend gestalteten zweiten längeren Stück (knapp sieben Minuten) 'Listen to the Graves'.
FAZIT: EINHERJER fluten ihren "North Star" nur mit wenig Licht. Die Schattenseiten, deretwegen man an und für sich auf eine Amateurkapelle tippen könnte, und allenfalls durchschnittlich hellen Momente überwiegen leider, weshalb das Album zumindest keinen beliebigen Viking Metal bietet … bloß nerven die vielen Unzulänglichkeiten, die man einfach nicht mit "Kauzigkeit" respektive "Eigensinn" schönreden kann. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/2438a47350634dd1a66e52de398bcb10" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.02.2021
Frode Glesnes
Frode Glesnes
Ole Sønstabø, Tom Enge, Frode Glesnes
Gerhard Storesund
Napalm / SPV
42:29
26.02.2021