"Make it or br... burn it down", denken sich die Norweger ENDEZZMA, und legen mit ihrer dritten Langrille ein Album vor, das nicht nur Black-Metal-Fans munden dürfte, mit seinem modernen Klanggewand aufhorchen und die Kompositionen nahezu erstrahlen lässt.
Es ist eine Gratwanderung, die das Quintett wagt, und nicht wenige sind von jenem Grat bereits abgestürzt, weil eine zu professionelle Aufnahme der Musik schlichtweg das Rauschhafte und Nebulöse, kurzum: das Geheimnisvolle, das Magische raubt, das so mancher zwischen Raserei und Träumerei mäandernder Musik innewohnt. ENDEZZMA neigen zur rasanten Spielweise, garnieren ihre Lieder jedoch mit allerlei Heavy-Metal-Dekor, und warten zuweilen mit Ohrwurm-Refrains auf, die Hitsingle-Qualität haben. Eine epische Nummer wie "Anomalious Abomination" verbindet im Grunde das Beste zweier Welten, die ehedem von Bands wie Secrets of the Moon oder Satyricon durchwandert wurden.
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Für mich erweist sich das dritte Album zudem als echter "Grower": Brummelte ich beim ersten Hören noch so etwas wie "ist ja wirklich nicht übel" in meinen Bart, wuchs in der Folge meine Anerkennung für jene Darbietung von Black Metal, die zwar normalerweise nicht zu meinen Präferenzen innerhalb des weit ausdifferenzierten Genres zählt, doch in diesem einen Fall ein gewisses Etwas in sich trägt, das bei mir verfängt. Es mag daran liegen, dass die Grundlage der Musik zwar herkömmlicher norwegischer Black Metal der zweiten bis dritten Generation ist, also melodisch und härtetechnisch nicht überrascht, zudem auch bei vergleichsweise sauberer Produktion dennoch eine ranzige Fuck-off-Attitüde versprüht, dann aber im weiteren Verlauf der einzelnen Songs immer wieder Aha-Momente aufweist - und ja, das könnt Ihr fest wörtlich nehmen: Die Norweger verstehen sich auf eine fast schon poppige Eingängigkeit, während sie Metal-Arrangements gehobener Güteklasse zocken. Und somit folgen auf Passagen, die nicht sonderlich Aufsehen erregend klingen, solche, die mit einem Mal mitwippen und beim nächsten Mal Luftgitarre spielen lassen. Auch wenn die Band diese Herangehensweise über acht Lieder (plus In- & Outro) hinweg nicht großartig variiert, kommt keine Langeweile auf, im Gegenteil: "The Archer, Fjord And The Thunder" punktet mit gehörigem Arschtritt-Faktor, und immer wieder - man höre nur den Refrain des Titelsongs! - mit Ohrwurm-Riffs.
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Aufmerksam wurde ich auf das Album übrigens, weil das Cover Artwork ein echter Hingucker ist. Solch ein Motiv hätte mich bereits vor über 30 Jahren im Plattenladen in seinen Bann gezogen, und auch heute noch verfehlt das Kunstwerk von Khaos Diktator Design nicht seine Wirkung auf mich, so dass ich einen halben Bonuspunkt dafür zücke, der mir die Bewertung unterm Strich erleichtert.
FAZIT: Die Revolution des Black Metal aus Norwegen bleibt aus, doch die Weitererzählung findet bei ENDEZZMA auf fast schon farbenfrohe und bemerkenswert moderne Weise statt, ohne - und das ist die faustdicke Überraschung - der Musik die Seele zu rauben. "The Archer, Fjord And The Thunder" ist ein starkes Album mit einigen sogar prächtigen Songs.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.01.2021
Aske
Morten Shax
Mattis Malphas, Nihil
Skriu
Dark Essence Records
39:46
21.01.2021