Man braucht das Schaffen von FAITHFUL BREATH im Gegensatz zu den Ergüssen manch anderer vermeintlicher Metal-Pioniere, die in den letzten Jahren im Akkord hochgejubelt wurden, in keiner Weise herunterzuspielen, denn auch wenn die Band, die wie die meisten ihrer Zeitgenossen kräftige Hard- respektive Krautrock-Wurzeln besaß, war sie für die Kultivierung eines mehr oder minder landestypischen Stils sehr wichtig, gleichwohl Accept und insbesondere natürlich Scorpions in kommerzieller Hinsicht rasant an den Bochumern vorbeigezogen sind.
Die 1967 formierte Band, die 1974 im Langformat debütierte ("Fading Beauty", veröffentlicht ohne Label), gewöhnte sich ihre proggigen Neigungen rasch ab, um ziemlich handfesten Stahl zu schmieden, der spätestens auf "Rock Lions" (1981) und "Hard Breath" (1983) eine für jene Zeit beachtliche Härte aufwies, als hätten die Musiker aufmerksam mitverfolgt, was speziell in Großbritannien so ging. "Skol" befand sich 1985 auf Augenhöhe mit dem ein Jahr zuvor erschienenen, von Studio-Ikone Michael Wagener produzierten Über-Klassiker "Gold 'n' Glory".
Das Material entstand allerdings unter Gert Rautenbach in den Dierks Studios bei Köln (u.a. Scorpions), davon abgesehen forcierten FAITHFUL BREATH zumindest auf der visuellen Ebene, dass sie Vorreiter in Sachen Wikinger-Image wurden. Das behäbig stampfende 'Start It Up' und der Doublebass-Knaller 'Double Dealer' strotzen gleichermaßen vor "gniedeligen" Gitarrenlicks, was dem Metal-Anspruch, den Meinungsbildner der Gruppe (unter-)stellten, zweifellos gerecht wird. Im Brustton geshoutete Chor-Einschübe ('Rock Rebels' wäre bei Udo Dirkschneider und Co. im Bierzelt versackt, hier sorgen unkonventionelle Akkordfolgen bei aller Simplizität für Frische) gehören ebenfalls zum guten Ton, wobei der treibende Shitkicker 'Lady M.' zum Highlight der Scheibe wird.
'We Want You' ist hingegen eine Power-Ballade, in der Gitarrist Heinz Mikus seine Qualitäten als Sänger maximal ausreizt, und nur geringfügig schwächer als das drückende 'Inside Out', ehe es mit dem hymnischen Doppelschlag aus 'Backstreet Heroes' und dem Titeltrack kein mitreißenderes Finale geben könnte
FAZIT: Ein wie von High Roller Records gewohnt würdevoller Re-Release eines Schlüsselwerks einer Band, die knapp hinter Scorpions und Accept zu den Wegbereiter des deutschen Hardrock und Heavy Metal schlechthin gehörte - Darauf ein Prosit oder eben "Skol"! <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/677e407c355b4772b5ca29f29486ead3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.02.2021
Peter Dell
Heinz Mikus
Heinz Mikus, Thilo Hermann
Jürgen Düsterloh
High Roller / Soulfood
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29.01.2021