Innerhalb der kurzen Zeit, die seit dem Vorgänger vergangen ist, konnte man nicht erwarten, dass sich FEUERSCHWANZ großartig weiterentwickeln würden, und so kommt es, dass "Memento Mori" inhaltlich und musikalisch direkt an "Das elfte Gebot" anknüpft. Geboten wird nach wie vor Folk Rock im weiteren Sinn mit nicht unerheblicher Metal-Schlagseite, wie sie etwa das ruppige, flottere ´Rausch der Barberei´ oder der melodisch eingängige Dosenöffner ´Memento Mori´ aufweisen.
Die Riffs fliegen tief, die Solos lassen einen breitbeinigen Gitarrenhelden vor dem geistigen Auge auftreten, und die mittelalterliche Anmutung mit allem Für (Unbekümmertheit) und Wider (textliche und ästhetische Klischees) machen FEUERSCHWANZ auch kurz vor Ende des Jahres 2021 zu einer unverblümt massentauglichen Band. "Memento Mori" ist trotz seines sinnträchtigen, Nachdenklichkeit suggerierenden Titels lebensfrohe Unterhaltung im besten Sinn.
Das programmatisch dudelnde ´Untot im Drachenboot´ wartet mit für den Rest des Albums wegweisender (positiver) Stimmung und Judas-Priest-verdächtigem Einleitungs-Schrei auf, ehe ein Ohrwurm-Refrain für eine der hittigsten Nummern in der Diskografie der Formation sorgt. Das mit Sagenstoff verbrämte ´Krampus´ kommt passend zur Weihnachtszeit 2021, in der das Album erscheint, aber auf rein musikalischer Ebene eher blass und für die Gruppe obligatorisch daher, und das martialische ´Hannibal´ wurde in inhaltlicher Hinsicht mit historischem Überbau verziert, doch in letzter Konsequent bleibt es dabei, dass FEUERSCHWANZ mit ihren Texten nur an Oberflächen kratzen. Dies gereicht ihnen andererseits zu dem Prädikat "unterhaltsam" und geht mit einem sympathischen Wortwitz einher, der bekanntermaßen zu ihren wertvollsten Markenzeichen zählt.
Die leicht kitschige Ballade ´Das Herz eines Drachen´ und das abschließende, ungewöhnlich arrangierte ´Skaldenmet´ runden den Reigen souverän und gar nicht vorhersehbar ab. Die umfangreiche Deluxe Edition bietet übrigens zwei zusätzliche CDs mit Instrumentalversionen aller elf Tracks des Albums sowie Coverversionen unter dem Titel "Die Glorreichen Sieben", wobei unter anderem Die Ärzte und Amon Amarth gewürdigt werden.
FAZIT: FEUERSCHWANZ sind mittlerweile die metallischeren und schlicht besseren Subway To Sally, wenn auch ohne den dichterischen Tiefgang und Ernst der Potsdamer. "Memento Mori" zeugt von einer zielstrebigen, bei allem Erfolg ungebrochen hingebungsvollen und lebensbejahenden Band, wie es sie auch außerhalb des Medieval-Metal-Milieus zu selten gibt. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/c502f72a15b84582ae638c422ac5714e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.12.2021
Rollo
Hauptmann Feuerschwanz, Prinz Hodenherz
Hans der Aufrechte
Jarne Hodinsson
Prinz Hodenherz (Flöten, Dudelsack), Johanna von der Vögelweide (Geige, Drehleier)
Napalm / SPV
54:28
31.12.2021