FILTER-KAFFEEs „105“ erscheint wieder als eine vom Label ausgewiesene EP im Pappschuber. Wobei die vier Tracks mit einer Laufzeit von etwas mehr als dreiundvierzig Minuten durchaus die Länge eines durchschnittlichen Longplayers besitzen. Soll uns Recht sein.
Thematisch begeben sich Mario Schönwälder und Frank Rothe ins Reich der Steine, wobei die Musik eher nach dem klingt, was Natursteine und von Menschen geschaffene Skulpturen umströmt, -malt oder luftig begleitet.
Der Einstieg mit dem Oberthema „Stones“ ist verhalten, nachdenklich, um dann den Sequenzern mehr Leine zu geben und das Tempo zu erhöhen. Aber keine Hektik, keine Raserei im elektronischen Zirkel.
„Stonehenge“ wird ein angemessen mystischer Soundtrack spendiert, mit rund einer Viertelstunde das längste Stück des Albums. Schwebende, meditative Sounds, die beständig auf- und abschwellen, sich leicht verändern, zum Ende hin drängender werden und doch immer im ruhigen Fluss bleiben. Wie geschaffen für eine nächtliche Sternenhimmel-über-mächtigen-Steinsäulen-Präsentation im örtlichen Planetarium.
Im „Hidden Temple“ wird der kontemplative Moment zunächst erhöht. Synthetische Flötentöne, leicht asiatisch angehaucht, üben sich in gedankenverlorener Idylle, die aber von angeschrägten Modulationen flankiert wird. Später legt das Stück moderat an Tempo zu, bevor es sacht verklingt. „Am Bach … bei den Kieselsteinen“ entspricht ganz seinem Titel: Ein anderthalbminütiger plätschernder, friedvoller Ausklang des Albums.
FAZIT: FILTER-KAFFEE „105“ ist wieder eine atmosphärische elektronische Reise, die den beiden Absolventen der Berliner Schule alle Ehre macht. Wehmütig, pulsierend, abwechslungsreich – Langeweile kommt dabei nicht auf.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.12.2021
Mario Schönwälder, Frank Rothe
Mario Schönwälder, Frank Rothe
Manikin Records
43:32
12.11.2021