Als Frontmann der JAYHAWKS, Mitglied der informellen Supergroup GOLDEN SMOG, Songwriter u.a. für NICKEL CREEK, die DIXIE CHICKS, SUSAN TEDESCHI und seinen ehemaligen JAYHAWKS-Kollegen MARK OLSON, seinem Side-Projekt AU PAIR und als Produzent ist GARY LOURIS ja gemeinhin gut beschäftigt. Dennoch entschloss er sich 2008 mit dem von CHRIS ROBINSON produzierten Album „Vagabonds“ es zusätzlich auch einmal als Solo-Künstler zu versuchen.
Nun gut: Zu jener Zeit stand ja nicht fest, dass die JAYHAWKS tatsächlich irgendwann weiter machen würden.
Der Anlass für sein nun vorliegendes zweites Solo-Album war dann weniger drohende Arbeitslosigkeit, als vielmehr die Möglichkeit, im Rahmen der Pandemie eine neue Songsammlung, welche er im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte, in seinem Heimstudio in Eigenregie und ganz alleine einzuspielen. Angeregt von der Idee, seiner Nichte zu deren Hochzeit statt eines Blumenstraußes das wunderhübsch geradlinige Liebeslied „Follow“ zu schenken, setzte er gleich noch eins drauf und schrieb seiner Frau Stephanie dann gleichfalls ein Liebeslied namens „Almost Home“ und nutzte den Rest der Songs dann zu einer Standortbestimmung in eigener Sache.
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„I Am Just A Simple Man In A Complicated World“ resümiert er in „Living In Between“, „No – You're Not Alone“ ruft er in „White Squirrel“ dem weißen Eichhörnchen in einer Welt der braunen Artgenossen zu oder trauert in „One Way Conversation“ verpassten Möglichkeiten nach. Und während „New Normal“ als Allegorie auf die Lockdown-Situation gelesen werden kann, findet LOURIS in der charmanten Hommage an „Mr. Updike“ eine Seelenverwandtschaft zu dem Schriftsteller in der Zeile „Could We Habe Been Friends You And I – Talk About The Writers Life“.
Musikalisch lehnt sich LOURIS dabei weniger aus dem Fenster als bei dem Vorgängerwerk „Vagabonds“, was wohl auch mit den Gegebenheiten der Produktion zu tun hat. Und so macht er hier, was er auch mit den JAYHAWKS am Besten kann: Klassischen Old-School-Gitarrenpop, wie ihn etwa die BEATLES oder TOM PETTY auch nicht eingängiger und melodischer hinbekommen hätten – auch um in Zeiten der eher gedrückten Stimmungen ein positives Zeichen der Freude zu setzen.
Dennoch ist dieses Projekt als Solo-Album nicht ohne Meriten, denn die teilweise systembedingte Geradlinigkeit sowohl der Lyrics wie auch der schnörkellos inszenierten Musik machen die verstiegenen Prog-Ambitionen etwa des letzten JAYHAWKS-Albums „XOXO“ (und die damit verbunden Ausfälle) vergessen.
Auf „Jump For Joy“ ist jedenfalls jeder Song ein Treffer.
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FAZIT: Was ist die Kernaufgabe eines guten Songwriters? Diese Frage schien sich GARY LOURIS noch einmal bewusst gemacht zu haben, als er sich entschloss, das Solo-Album „Jump For Joy“ anzugehen – und kam dann wohl zu dem Schluss, dass es nur darum gehen könne, universelle Themen durch einen persönlichen Filter auf empathische und emotionale Art an den Hörer heranzutragen. Und in diesem Sinne legte er das Album als facettenreiches Selbstportrait an, das mehr über den Songwriter Gary Louris verrät, als viele seiner Arbeiten für die JAYHAWKS.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.06.2021
Gary Louris
Gary Louris
Gary Louris
Gary Louris
Gary Louris
Sham Records/Thirty Tigers
40:00
04.06.2021