Gekleckert statt geklotzt: Wer sich im Laufe seiner Solokarriere immerzu damit brüstet, eine Zeitlang bei einer Institution - in diesem Fall Rockgott Axl Rose, und sei er noch so tief gefallen - angestellt gewesen zu sein, hat´s nicht nur nötig, sondern steht auch in der Bringschuld, und was GLBY CLARKE betrifft, kann man als Hörer von „The Gospel Truth“ lange darauf warten, dass er „abliefert“, wie es so schön heißt.
In gewisser Weise hat der US-amerikanische Gitarrist und (durchaus fähige) Sänger das gleiche Schicksal erlitten wie sein Landsmann Dave Navarro, der gemeinsam mit Frontmann Perry Farrell die Alternative-Pioniere Jane´s Addiction gründete und schließlich die undankbare Aufgabe auf sich nahm, John Frusciante bei den Red Hot Chili Peppers zu ersetzen, bevor er im Zuge eines einzigen Albums "One Hot Minute" wieder durch das "Original" ersetzt wurde; sein Debüt-Alleingang "Trust No One" interessierte dann so gut wie niemanden … aber trifft es Clarke nun tatsächlich genauso arg?
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Gemeinsam mit Mötley-Crue-Tieftöner Nikki Sixx und neben John Mellencamp sowohl Drum-Tausendsassa Kenny Aronoff (u.a. Chickenfoot) als auch Stephen Perkins von Jane´s Addiction - zugegebenermaßen sehr stark, die Rhythmusgruppe, egal wer gerade trommelt - flippert Gilby zwischen plumpen Genre-Klischees und spürbar angestrengten Versuchen, seinem Status als Hartwurst mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum mit „artfremden“ Stilmitteln zu entrinnen.
Heraus kommt wenig heraus, was man eine Songwriting-Glanztat nennen könnte, aber wenigstens die drei vorab ausgekoppelten Singles ´Rock n’ Roll Is Getting Louder´ (der Titel bereitet umfassend darauf vor, was euch erwartet), ´Tightwad´ als Zweivierteltakt-Stechschritt und ´Gospel Truth´, wo man der Benennung zum Trotz keinerlei Stilmittel aus Liedern afroamerikanischer Kirchgänger vorfinden wird (dafür in der Tat die coolsten Riffs der Platte), spiegeln einen gewissen Spielwitz und Elan wider, den man ihrem Schöpfer trotz aller Skepsis keineswegs absprechen möchte.
FAZIT: Nehmt euch Zeit für Gilby Clarkes jüngste Solo-Ergüsse und entscheidet selbst über ih Für und Wider. Bei allem Wohlwollen - Käme die Platte von einem Nobody, würden sich noch weniger Menschen dafür interessieren als ohnehin schon. Dass sich letztlich auch nur ein kleines Label auf den Ex-Pistolero eingelassen hat, sagt alles. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/edffa7e7abd6427eb354e97d74a05a31" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.04.2021
Nikki Sixx, Gilby Clarke
Gilby Clarke
Gilby Clarke
John Mellencamp, Kenny Aronoff, Stephen Perkins
Golden Robot / Soulfood
33:06
16.04.2021