Wenn Musiker, egal aus welcher Ecke, ihr zehntes Album veröffentlichen, darf man dabei in den seltensten Fällen Stilbrüche oder gar Soundrevolutionen erwarten, und das bestätigt sich auch in Sachen „Ghost Tapes #10“.
Es handelt sich um eines der heaviesten Alben von GOD IS AN ASTRONAUT, keine Frage, und damit rückt die Gruppe, die über die Jahre hin ohnehin zunehmend stromlinienförmiger geworden ist, einschlägig bekannten und mittlerweile größtenteils stagnierenden Post-Metal-Vorzeige-Acts wie Pelican, Rosetta oder Cult Of Luna gefährlich nahe. Wohingegen der Vorgänger "Epitaph" eher melancholischer Natur war und Ambient-Längen aufwies, wirkt „Ghost Tapes #10“. zumindest angenehm energetisch und weiter aufs Notwendige reduziert.
Die bedrohlich anmutenden Momente im furiosen Opener 'Adrift' sowie während 'in Flux' und 'Spectres' sind die stärksten überhaupt auf der Platte, wobei sich Gitarrist Jamie Dean als heimlicher Riff-Meister der Iren hervortut.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/Azps03fvalo" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
GOD IS AN ASTRONAUT sind und bleiben im Großen und Ganzen eine gute Instrumentalband mit mehr LSD und weniger Metall im Blut als die vergleichbaren Long Distance Calling, doch dass man beim Hören ihrer neuen Platte vor allem dann die Ohren spitzt, wenn die Klampfen nicht post-rockig flirren, weil dahingeworfene Klaviertöne ins Zentrum rücken, spricht nicht unbedingt für das Quartett.
Man kann in letzter Konsequenz lediglich behaupten, dass es sich zugunsten schneller auf den Punkt kommender Kompositionen gegen Veränderungen entschieden hat, auch wenn manches auf dem Ding gewohnt weitläufig und mehrmals kalkuliert aufbrausend vor sich hin mäandern, wobei man sich auch mehr von Cellistin Jo Quails Beteiligung versprochen hat.
FAZIT: "Nur" bewährte Kost von GOD IS AN ASTRONAUT ist irgendwie ein bisschen zu wenig. „Ghost Tapes #10“. gefällt eher als deutlicher Kontrast zu "Epitaph", nicht wegen etwaiger Über-Tracks, auch wenn die Band keinen Post-Rocker oder -Metaller damit verprellen dürfte. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/8bc49f173a734feaba178d2b047f36ff" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.02.2021
Niels Kinsella
Torsten Kinsella, Jamie Dean, Jimmy Scanlan
Torsten Kinsella
Lloyd Hanney
Jo Quail (Cello)
Napalm / SPV
46:26
12.02.2021