Im längst unüberschaubar gewordenen Wust der zeitgenössischen Death-Metal-Szene mögen manche GRAVE MIASMA nicht kennen und als weiteren gesichtslosen Newcomer abtun - zumal die Band gar nicht erst versucht, sich thematisch oder optisch von der Masse abzugrenzen, doch die Briten sind alles andere als Anfänger.
"Abyss of Wrathful Deities" markiert ihre fünfte Veröffentlichung und ist insgesamt das zweite Album der Musiker, die bereits 2013 mit "Odori Sepulcrorum" im Langspielformat debütieren. Die Gründung von GRAVE MIASMA geht indes auf 2002 zurück, und dass sie seitdem gehörig an Erfahrung gesammelt haben, merkt man ihrem rundum durchdacht anmutenden neuen Album zu jeder Sekunde an.
Die Gruppe hat einen Stil kultiviert, der zwar der alten Schule verhaftet bleibt, aber nur die Trüffel des traditionellen "Tötens" im eigenen Topf zulässt. Tracks wie der Break-lastige Opener ´Guardians of Death´ oder das atmosphärisch flirrende ´Ancestral Waters´ könnten quasi auch von den großen Finnen Demigod stammen, wohingegen die vielen melodischen, ausgesprochen inspiriert wirkenden Leads und Solos, aber auch so ziemlich jeder schleppende Part auf "Abyss of Wrathful Deities" an Kapellen aus GRAVE MIASMAs Nachbarschaft denken lassen.
Die frühen Paradise Lost kommen genauso in den Sinn wie Bolt Thrower, dies wiederum aufgrund der regelmäßig eingewobenen Doublebass-Walzen, wofür weite Teile von ´Under the Megalith´ als Paradebeispiele herhalten. Wie gesagt, im Großen und Ganzen ist die Platte ungemein stimmig, aber die Band bietet bei aller Konventionalität und relativen Komplexität auch ausreichend viele Hooks, die lange Freude an ihrer Musik gewährleisten.
Zum Niederknien episch: ´Exhumation Rites´ kurz vor Schluss!
FAZIT: Konservativer europäischer Death Metal auf spielerisch und kompositorisch hohem Niveau - wer seinen krassen Käse vorzugweise mit Edelschimmel goutiert, braucht GRAVE MIASMAs "Abyss of Wrathful Deities" 2021 in seiner Vorratskammer. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/102907d322534a7baf2e789d9f4bc1cd" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.05.2021
Tom McKenna
Yoni Ben-Haim
Yoni Ben-Haim, Tom McKenna
Dani Ben-Haim
Sepulchral Voice / Soulfood
52:48
14.05.2021