Zurück

Reviews

Hämatom: Die Liebe ist tot

Stil: Deutschrock / -Metal

Cover: Hämatom: Die Liebe ist tot

"You wanted the best, you got the best" - so hieß es einst bei Kiss, und diesen Spruch kann man auch in abstrakter Weise auf den gesellschaftlichen Alltag übertragen beziehungsweise auf den Kopf stellen. Jeder kriegt eben, was er verdient, und auf HÄMATOM bezogen ist damit gemeint, dass sich deutsche Musikfans schon bei der Veröffentlichung der vorangegangenen Alben der Band eine dicke Suppe eingebrockt hat, indem sie sie in die Charts hievte.

Jetzt heißt es Auslöffeln, aber wahrscheinlich tut die anscheinend massenhaft vorhandene Klientel der Gruppe ebendies liebend gern - so nach dem Motto: "Deutschland sucht die Superband" oder "Deutschland wählt zwischen Pest und Cholera"… Dabei weiß man nicht, ob die Tim Bendzkos und Helene Fischers da draußen das eine oder das andere sind. Ist aber auch schnuppe.

Noch jemand, der in dieser Welt der verzerrten Wahrnehmungen bekommen hat, was ihm angeblich zusteht, war neulich auch Jan Böhmermann. Ihm wurde der Deutschen Fernsehpreis für ein „neues Anspruchslevel“ in Sachen Satire verlieren, während es hiesige Verlage verschlafen oder darauf verzichtet haben (weil „Anspruchslevel“ zu hoch und so), den aktuellen Literaturpreisträger Abdulrazak Gurnah in unsere schöne Sprache übersetzen zu lassen.

Das Volk entscheidet eben selbst nach bestem Nichtwissen, was es so an Kultur konsumiert, und da steht „Die Liebe ist tot“ ungefähr auf demselben „Anspruchslevel“ (warum nicht „Niwoh“?) wie „Ficki, Kacki, Böhmi“, wie Spiegel-Kolumnist Alexander Neubacher den vorläufigen Tiefpunkt der bundesdeutschen Unterhaltungskultur (?) neulich sehr treffend genannt hat. In diesem Kontext dürfte klar sein, dass manche mündige Mitbürger Zeilen wie „Ich torkel und kotz aber glaub, dass ich tanz“ auf HÄMATOMs jüngstem Machwerk gesellschaftskritisch finden.

Mag sein, dass ich manchen Lesenden hier zu wenig bis nichts über die Musik geschrieben habe, aber das musste einfach mal raus. Relevante Musik bekommt ihr sowieso woanders. Kaum zu glauben, dass es Menschen gibt, die so etwas mit Freude hören… So viel könnte ich gar nicht saufen, um das zu ertragen. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/f068b1cbe83f466693052c838a994471" width="1" height="1" alt="">

Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2021

Tracklist

  1. Dagegen
  2. Jeder gegen jeden
  3. Ihr wisst gar nichts über mich
  4. Liebe auf den ersten Fick
  5. Ich hasse euch alle
  6. Ficken unsren Kopf
  7. Zahltag
  8. So wie wir
  9. Ich will erst schlafen wenn ich tot bin
  10. Zeit zu gehen

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Anti Alles / Rough Trade

  • Spieldauer

    34:32

  • Erscheinungsdatum

    03.12.2021

© Musikreviews.de