Bereits die Zugriffszahlen auf Lieder im Demo-Stadium und Cover-Versionen ließen auf etlichen Plattformen keinen Zweifel daran, dass HINDARFJÄLL aus Göteborg auf musikalischer Ebene eine Menge intuitiv richtig machen. Angesichts dieses Erfolgs ließen die Schweden ihre Hörerschaft erstaunlich lange auf das Debüt-Album die warten. "Från Tidernas Begynnelse" ist infolgedessen anzuhören, dass es kein Schnellschuss ist, sondern eine ernste Angelegenheit von jungen Musikern, die mit Gesangsarrangements aufwarten, die bei genauerem Hinhören in der metallisch geprägten Nordic-Folk-Szene ihresgleichen suchen.
Und genau diese Gesangsarrangements sind das tragende Element in den zumeist bedächtig klingenden Liedern von HINDARFJÄLL, die ihr Album zwar via Grimfrost Records (dem Musikverlag des "Wikinger"-Versands Grimfrost) veröffentlichen, doch keineswegs kriegerisch klingen. Die auf der Akustikgitarre intonierten Melodien tönen vorwiegend idyllisch, hier und da streifen sie den Neofolk. Die Percussions klingen sanft im Hintergrund, das Keyboard rundet all das harmonisch ab, die Grenze zum Kitsch wird mehrfach in aller Seelenruhe überwunden. So umschifft z.B. "När Elden Falnar" mit seinen Flötentönen nicht die Untiefen zeitgenössischer "Wikinger-Soundtracks" und klingt allzu gefällig und seicht. Das darauf folgende "Dolda Krafter" ist im Gegensatz dazu bemerkenswert vielschichtig arrangiert mit all seinen mönchischen Gesangsmelodien und Flüsterstimmen. Hier liegt die besondere Stärke von HINDARFJÄLL, die sie weiter ausbauen sollten. Es sei angemerkt, dass die junge Band bereits jetzt in Schlagdistanz zur Speerspitze des Genres musiziert, und ich traue ihr noch einiges mehr zu.
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FAZIT: Wer HINDARFJÄLL vor allem als Wardruna-inspirierte Band dieser Tage betrachtet, tut den Schweden unrecht, auch wenn der Einfluss unverkennbar ist. "Från Tidernas Begynnelse" weist allerdings über diesen Einfluss hinaus und präsentiert eine Band, die offenbar aus der Ruhe ihre Kraft zieht und mit dieser beeindruckenden Ruhe zu Werke geht. Herausgekommen ist dabei ein Debütalbum, welches weit mehr Potential andeutet, als auf Gesamtlänge verwirklicht wird, allerdings auch echte Höhepunkte bereithält.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2021
Nils Edström, Cecilia Mix, Samuel Tibell, Dani Hellwig
Nils Edström
Fredrik Ashton
Joel Andreasson (Flöte), Fredrik Ashton (Percussions)
Grimfrost Records
47:10
26.12.2020