Da HYPOCRISY im Zuge des Erfolgs von Mastermind Peter Tägtgren mit Pain und bis zuletzt auch an der Seite von Rammstein-Sänger Till Lindemann in jüngerer Zeit immer seltener Platten veröffentlichten, wirkt die Band mittlerweile wie ein Verlegenheitsprojekt, auch wenn sie in puncto musikalischer Qualität selten enttäuscht hat. Nun erscheint nach einer achtjährigen Studio-Abstinenz ein Album das den positiven Eindruck weckt, die Schweden seien nie weg gewesen.
Man kann an "Worship" lediglich Peters mangelnde Bereitschaft zur Erschließung von Neuland kritisieren, doch dafür strahlt sein Songwriting-Talent unter vertrauten Bedingungen umso heller. Gleich der eröffnende Titelsong mit seiner klaren Referenz an Metallicas ´Battery´ im Intro entpuppt sich als rasante Old-School-Knüppelnummer und Winner, komplett mit heldischen Gitarrenlead-Einlagen und wildem Triller-Solo.
Das bedrohlich schreitende ´Chemical Whore´ kommt mit einem melodisch ähnlichen Flair wie ´A Coming Race´ und einer mit ´Roswell 47´ vergleichbaren Steigerung daher, was sich später in dem mit besonders raffinierter Gitarrenarbeit ausgestatteten ´Children Of The Gray´ fortsetzen wird. Tägtgrens Punk-Ethos schimmert auf "Worship" übrigens ständig in Politik und Gesellschaft angreifenden Textzeilen mit, in diesem Fall geht´s unter anderem um Umweltzerstörung.
Eine sichere Bank sind auch das mit Stakkato-Riffs und Gang-Shouts im Refrain peitschende ´Greedy Bastards´, der ebenso unwirsch hämmernde Zombie-Video-Track ´Dead World´ und die straighte Doublebass-Harke ´Another Day´, die etwas länger als drei Minuten thrasht. Das getragene ´We're The Walking Dead´ ist HYPOCRISY vom Typischsten mit vordergründigen Melodien, dezentem Keyboard-Teppich und Fokus auf Tägtgrens tiefen Growls nebst regelrecht traurigem Refrain, ´Brotherhood Of The Serpent´
eine harmonische Dampfwalze mit Morbid-Angel-Qualitäten.
Dafür, dass die Gruppe sowohl instrumental als auch thematisch auf Nummer sicher geht, steht das epische ´They Will Arrive´ trotz kurzer Bridge mit orchestralem Schmelz exemplarisch. Die Güte auch der letzten beiden Stücke ´Bug In The Net´ (atmosphärisch schrammelnder Finsterling ) und ´Gods Of The Underground´ (Melodic Black Death Metal inklusive stilechtem Gekreisch, enorm griffig) bestätigt dessen ungeachtet HYPOCRISYs ungebrochen hohen Stellenwert.
FAZIT: Willkommen zurück, HYPOCRISY - Auf Peter Tägtgren und seine beiden langjährigen Mitstreiter ist Verlass, und angesichts der Freude, die man selbst an einem risikofreien Werk wie "Worship" haben kann, steht zu wünschen, dass die Combo ihren unnachahmlichen Alien-Death-Metal wieder regelmäßiger unters Volk jubelt. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/da63ef8dc8034101b47f496382aab062" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.11.2021
Mikael Hedlund
Peter Tägtgren
Peter Tägtgren
Horgh
Nuclear Blast / Rough Trade
50:30
26.11.2021