Ein bisschen irritierend ist das schon: Auf Wikipedia heißt es, dass die Irin IMELDA MAY vor allen Dingen als Rockabilly-Künstlerin von sich reden mache.
Hierzulande wird sie oft in einer Jazz-Richtung verortet.
Ihr letztes Album produzierte indes Americana-Spezi T BONE BURNETT. In der Vergangenheit arbeitete sie mit den Folk-Rockern THE LEVELLERS und duellierte sich mit JEFF BECK bei den Grammys. Sie trat mit U2 auf, spielte für BILL WYMAN oder JACQUES DUTRONC und für ihr nun vorliegendes sechstes Album „11 Past The Hour“ engagierte sie RON WOOD als Gast-Gitarristen und singt mit NOEL GALLAGHER im Duett (über sich liebende Säugetiere übrigens).
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Das meint: Einfach zu kategorisieren ist das, was IMELDA MAY macht, also nicht. Und das ist auch ganz gut so, denn auf dem neuen Album stellt sich IMELDA ganz bewusst stilistisch neu und betont wandlungsfähig auf und versucht Sachen, die sie bislang noch nicht unbedingt favorisierte.
So gibt es hier klassische Torchsong-Elegien wie „Diamonds“, Blues-Rock a la „Just One Kiss“, die Power-Pop-Nummer „Made To Love“, einen mit dem Titeltrack implizierten James-Bond-Soundtrack, gospeligen Kammerpop a la „Different Kinds Of Love“, das Folk-Duett „Don't Let Me Stand On My Own“ mit dem irischen Schauspieler NIALL McNAMEE als Duettpartner, die New Wave Rocknummer „What We Did In The Dark“ bei dem MILES KANE von den LAST SHADOW PUPPETS gastiert oder den monumentalen Kaputnik-Blues „Never Look Back“, mit dem IMELDA das Album beschließt.
Kurzum: Da ist nun wirklich für jeden etwas dabei!
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FAZIT: Auf ihrem sechsten Album „11 Past The Hour“ präsentiert sich die irische Songwriterin IMELDA MAY als musikalisches Chamäleon. Das versuchen ja viele – aber es ist dann schon bemerkenswert, wie die Gute in allen Disziplinen, an denen sie sich versucht, dann auch brilliert. Das mag auch damit zusammenhängen, dass sie in ihrem Material aufgeht – sich selbst aber überhaupt nicht in den Vordergrund drängelt, sondern die Bühne bereitwillig mit ihren Gästen teilt. Dass die Sache produktionstechnisch dann vielleicht etwas zu mainstreamig aus dem Ruder läuft, ist ja nicht ihre Schuld.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.04.2021
Imelda May
Decca
38:22
23.04.2021