Zu ihrem 75. Geburtstag schenkt die deutsche Rock-Ikone Inga Rumpf sich selbst und ihren Fans gleich zwei neue Platten. Während "Universe Of Dreams" aktuelle Kompositionen kompiliert, bietet "Hidden Tracks“ quasi genau das, was der Titel verspricht – bislang unveröffentlichte Aufnahmen nämlich.
Das Titelstück zu Beginn und das ätherische ´Hold On - Slow Down´ sind lässiger R´n´B mit knackigem E-Piano, während das schwelgerische ´More Precious´ ebenfalls zu den kräftigeren Nummern im Aufgebot zählt. Die schwermütigen Blues-Balladen ´I Wrote A Letter´ und ´Never Too Late´ (mit Steel Guitar genauso stark Americana-artig aufgeladen wie das ungleich heiterere ´Slow Motion´ später) sowie das in ähnlicher Weise mit Akustikgitarre lamentierende ´Singing Songs´ markieren aber den Hauptweg, den Rumpf auf "Universe of Dreams" beschreitet.
Das kuriose ´Back To The Roots´ mit Percussion, Ratsche und Banjo geht inklusive "sex and drugs and rock´n´roll"-Floskel als exzentrische Country-Nummer durch, ´One Man Band´ steht vor einem ähnlichen kulturellen Hintergrund im Zeichen der eigentlichen Stoßrichtung der Künstlerin auf diesem Album.
Ruhige Töne sind im Großen und Ganzen angesagt, was insofern Sinn ergibt, als Rumpfs Stimme im Brennpunkt stehen soll. Rein stilistisch deckt "Universe of Dreams" eingedenk des wie eine Lebensbeichte anmutenden Gospel ´All In Good Time´ eigentlich alles ab, was die Grande Dame in den letzten 50 Jahren aufgenommen und live dargeboten hat.
"Hidden Tracks" erweist sich allerdings verblüffenderweise als unterhaltsamere und logischerweise auch vielseitigere Angelegenheit. Hier stehen Eighties-Pop-Rocker wie ´Can't Stop Myself´, ´Friends´ und ´Dance it Up´ Arena-kompatiblem wie dem bombastischen ´Two Is One´ und gar souligen Avancen (´Please Stand By Me´) und Funk-Anwandlungen (sehr cool: ´Right On - Let Your Body Move´) gegenüber, ehe eine aufwühlend minimalistische Coverversion von ´What A Wonderful World´ das i-Tüpfelchen darstellt. Eine coolere Compilation kann man kaum zustande bringen, zumal es sich hier ja um vermeintlichen Ausschuss handelt.
FAZIT: Inga Rumpfs neues Studioalbum ist aufgrund seiner tendenziell zurückhaltenden Art Geschmackssache, wird aber dank des Bonus-Anhangs aus einem bunten Potpourri von hypothetischen B-Seiten von hoher Güte zu einem "must have"-Doppeldecker sowohl für Fans der Chanteuse als auch Freunde krautiger Interpretationen vorwiegend amerikanischer Rock- und Pop-Spielarten. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/db68820a66874cee8fbcfe96148140a2" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.08.2021
Inga Rumpf
earMusic / Edel
107:37
30.07.2021