Man kann für die Presse vorgesehenes Geschwurbel im Zusammenhang mit anstehenden Musikveröffentlichungen in der Regel als ebendies abtun, doch Century Media und INSOMNIUM haben schon irgendwie Recht, wenn sie die überraschenderweise erscheinende EP, um die es hier gehen soll, als Musik aus lauen Sommernächten in Finnland beschreibt.
Die vier Tracks auf "Argent Moon" klingen nicht nur in der Tat wieder sehr typisch für die Heimat des Quintetts, sondern strahlen auch eine gewisse Gelassenheit aus, die weniger mit Selbstgefälligkeit als zuversichtlicher Souveränität zusammenhängt. INSOMNIUM ruhen in sich, ohne nach Schema F vorzugehen, und wissen dabei ganz genau, was sie möchten.
Wahrscheinlich zielt die Gruppe darauf ab, dem perfekten melancholischen Melodic-Death-Metal Song um ein paar weitere Schritte näherzukommen, doch einzig und allein der sehnsüchtige Opener ´The Conjurer´ wäre ein heißer Kandidat dafür, wohingegen ´The Reticent´ wieder einmal am Goth-Metal-Rand schrammt, weil hier klarer Gesang dominiert und die Liedstruktur jener einer traditionellen Power-Ballade entspricht. Das Keyboard weckt hier gegen Ende übrigens Erinnerungen an Amorphis irgendwann zwischen "Tales From the Thousand Lakes" und "Elegy".
´The Antagonist´ hat im Anschluss eine Menge von Sentenced zu "Amok"-Zeiten, wenn auch weder das Tempo noch die flammende Gitarrenakrobatik der seligen Truppe aus Oulu. In ´The Wanderer´ schließt sich der Kreis zu Amorphis dann, weil die halb akustische Nummer praktisch auch eines der jüngeren Werke der finnischen Genre-Pioniere veredeln könnte.
Für INSOMNIUM bedeutet "Argent Moon" also nicht bloß eine Verlegenheit, die man sich im Zuge der Corona-Pandemie erlaubt, um im Gedächtnis der Fans zu bleiben; vielmehr gereicht die EP der Band zu einer Standortbestimmung mit interessanten Aussichten auf ein weiteres Album.
FAZIT: INSOMNIUM in bewährt bestechender Form mit einigen Verweisen darauf, was kommen kann, und dorthin, woher die Mitglieder sowohl geografisch als auch ideell kommen. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/8fb0c947478e4271b6ce596b4674cff7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2021
Niilo Sevänen
Niilo Sevänen
Markus Vanhala, Jani Liimatainen, Ville Friman
Markus Hirvonen
Century Media / Sony
23:14
17.09.2021