Davon, dass "Resilienz" aus nur je einem 15- und 20-minütigen Track besteht, sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn wer KARG kennt, weiß um die besondere Gabe von Multi-Instrumentalist und Vordenker J.J., der bei Harakiri For The Sky singt und schreit. Gemeint ist konkret das Talent des Österreichers, seine musikalischen Ideen auch in ausufernden Formaten so segmentieren kann, dass sie sozusagen "mundgerecht" zugeschnitten ins Ohr gehen.
Dessen ungeachtet hat er unter dem Banner KARG, wo ihm nur noch Harakiri-Trommler Paul Färber zur Seite steht, mittlerweile einen gewissen Ruf zu verteidigen - weniger vielleicht angesichts seines Renommees, zur Elite des sogenannten Atmospheric Black Metal zu gehören (im deutschsprachigen Raum ist das zweifellos richtig), als hinsichtlich des dieser Platte vorangegangenen Albums "Traktat", das hierzulande immerhin kurz in den offiziellen Media Control Charts auftauchte.
Dass "Resilienz" unter irgendwelchen Sachzwängen oder Erwartungsdruck entstanden sein könnte, steht andererseits auszuschließen, denn dazu zieht das seit 2006 tätige Ein-Mann-Unternehmen, das für Konzerte zu einer kompletten Band wird, sein Ding schlichtweg zu selbstgenügsam durch. 'Abbitte' klingelt und flirt wie alles auf einmal, was man gemeinhin mit der "Post"-Silbe präfigiert, während J.J. glaubwürdig verzweifelt und gut verständlich schreit.
'Abbitte' ist die spannendere der beiden Nummern, wobei der Gastgesang von Nico Ziska (Der Weg einer Freiheit) eher eine Fußnote darstellt und in erster Linie der gekonnt dramatische Aufbau der Musik an sich für KARG einnimmt. Dass die Platte - bedingt wahrscheinlich durch die opulenten Song-Längen - kein Stück vom Format von 'Jahr ohne Sommer' oder 'Stolperkenotaphe' bietet, ist dann lediglich ein kleiner Schönheitsfehler.
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FAZIT: Der Neubeginn nach einer ausladenden Konzept-Trilogie ist KARG gelungen. Das Projekt verbiegt sich nicht, sondern bezieht seinen Reiz auf "Resilienz" aus hypnotisch mäanderndem Post Black Metal wie aus dem Lehrbuch. Überraschungseffekte stellen sich nicht ein und sind wahrscheinlich auch nicht angestrebt worden. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/bbfaa6f0fb5c4709aff506b0fdc7375f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.01.2021
Art Of Propaganda / Edel
40:25
22.01.2021