Und der nächste Verlegenheits-Release im Zuge der Corona-Pandemie aufgrund ausbleibender Konzerte… doch KATATONIA beweisen mit "Mnemosynean", dass sie über die vielen Durchschnitts-Kapellen aus welchem Genre auch immer erhaben sind, die sich mit halbseidenen "Live"-Alben über die Durststrecke hinwegretten möchten. Hier haben wir es nämlich nicht mit einem weiteren Mitschnitt irgendeines Streaming-Events zu tun, sondern mit einer im Kontext der Band absolut sinnvollen Zusammenstellung von auf diese oder jene Weise rar gewordenen Aufnahmen und B-Seiten von Singles beziehungsweise EPs.
Der Umfang ist an den herkömmlichen Veröffentlichungsstandards gemäßen nachgerade erschlagend und auch deshalb angemessen, weil KATATONIA in einem Rutsch auch den 30. Jahrestag ihrer Gründung feiern. Wer erst in jüngerer Zeit als Fan zur Gruppe gestoßen ist, sollte sich freilich nur vorsichtig an die Materie heranwagen, denn der Doppeldecker klammert den mustergültigen Gothic Doom der Frühphase von Blackheim und Co. um 1994 herum mit Exzerpten der Sessions zur Produktion von "The Fall of Hearts" im Jahr 2016.
Die Reihenfolge wurde nicht chronologisch festgelegt und beschreibt demnach keine logische Entwicklung, angefangen bei den aktuellsten Tracks ´Vakaren´ und ´Sistere´ über ´The Act of Darkening´ ("Dead End Kings") und ´Code Against The Code´ ("The Great Cold Distance") hinweg bis zu ´Help Me Disappear´ ("Last Fair Deal Gone Down"), zwei bei Peaceville von jeher beliebten Dub-Versionen, drei Remixen sowie ´Idle Blood (Linje 14)´ von der EP "The Longest Year".
"Mnemosynean" erscheint inklusive einer neuen Bandbiografie von Musikjournalistin Eleanor Goodman und enthält außerdem sämtliche Songtexte mitsamt Erklärungen zur Entstehung der jeweiligen Kompositionen, größtenteils verfasst von den beiden Köpfen der Combo.
Ach ja, stellt hier noch jemand eine Verbindung von der Coverversion von Judas Priests ´Night Comes Down´ zum an deren "Screaming For Vengeance" orientierten Artwork von "Mnemosynean" her?
FAZIT: Eine Raritäten-Kompilation, wie sie wertiger nicht sein könnte. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/f4bfdab1a14e48e99922833ea368bce1" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2021
Niklas Sandin
Jonas Renkse
Anders Nyström, Roger Öjersson
Daniel Moilanen
Kscope / Edel
75:43
01.10.2021