Obwohl Daniel Brennare „es“ im Musikgeschäft noch nie auf Gedeih und Verderb wissen wollte, betreibt er LAKE OF TEARS heute mehr denn je als Liebhaberei ohne kommerzielles Kalkül – ideale Voraussetzungen für unkonventionelle Musik, die auf „Ominous“ aus gutem Grund besonders eindringlich klingt. Vordergründig handelt es sich bei den Lyrics um die Nacherzählung einer fiktiven Story, doch die Grundlage sind wie meistens bei mir persönliche Erfahrungen, wobei Krankheit und Depression als Leitmotive dienen.
Auf „Ominous“ begibt sich ein Kosmonaut, wie der Schwede seine Figur ihn getauft habe, auf eine Reise ans Ende der Welt, wie auch immer man es sich vorstellen mag, und begegnet dort den zwei Wesen, die auf dem Cover abgebildet sind. Begleitet wird dies von vordergründig bedrückender Musik, deren latent heilsamer, ja bekräftigender Unterton mit fortlaufender Spielzeit immer lauter wird.
'At The Destination' gehört mit verzerrten Intro-Vocals und modern ruppigem Riffing zu den härteren Nummern, wobei die Tatsache, dass es zögerlich aus den Puschen kommt (inklusive gramvoller My-Dying-Bride-Geigen), bezeichnend für das gesamte Album steht, das ein klassischer "slow burner" ist.
Mit dem akustisch geprägten 'In Wait And In Worries' wird uns das zweite wesentliche Gestaltungsmittel der Scheibe vorgestellt. Brennare arrangiert drum herum nachgerade Soundtrack-artig orchestrale Klänge, was der Spannung seines Narrativs zugute kommt - genauso wie der unheilvolle, sinfonisch verzweifelte Doom von 'Lost In A Moment' und der Uptempo-Rocker 'Ominous One', der in seiner Kürze als Anspieltipp fungieren mag.
Abgesehen vom eher unauffälligen 'One Without Dreams' weist jeder Track einen eigenen Charakter auf und steht dennoch im konzeptionellen Zusammenhang als Teil eines Gefüges da. Cosmic Sailor begeistert schließlich siebeneinhalb Minuten mit Cello, wobei das lange Dröhnen zum Ende hin unter die Haut geht … ein Kontrapunkt zum peitschenden Bombast von 'The End Of This World', einem Instrumental mit hintergründigem Grollen und fast black-metallischem Gitarren-Flirren.
Kurz gesagt:
FAZIT: "Ominous" zeigt LAKE OF TEARS brillant wie zu ihren Hochzeiten und ist schlicht tragisch schön, irgendwie ein vertontes Licht am Ende eines sehr langen Tunnels und auch deshalb unbedingt wichtig. Falls euch der Überbau schnuppe sein kann - einfach toller Düster-Rock bis -Metal! <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/ff0e9c8b652a47cd890175ed9f8499f6" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.02.2021
Daniel Brennare
Daniel Brennare
Daniel Brennare
Daniel Brennare
Christian Silver
AFM / Soulfood
44:26
19.02.2021