Nur ein Blick auf das „Utopia“-Cover von (Roman) LEYKAM / (Frank) MARK / (Frank) MEYER verrät einem viel über die Musik dahinter. Hier gibt’s keine fein austarierte Melodieläufe mit zarten Pinselstrichen der Romantik, sondern ein buntes, expressionistisch anmutendes Durcheinander von Noten und Klängen, die trotzdem ein hochinteressantes (Klang-)Bild zwischen Jazz, Avantgarde und Experimentierfreude ergeben.
Auf einem Flyer zu diesem Album heißt es treffend: „Tracks voller Sentimentalität mit explosiven Momenten. Undefinierbare Musik – wie ein Kristall, der mit jeder Bewegung neue Muster und Spiegelungen wirft.“
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Gehen wir den klangvollen Spiegelungen dieses Musik-Kristalls einfach mal auf den Grund. Und schon begeben wir uns in eine Welt voller Beats, Samples, Gitarren und Electronics. Welten also, über denen ein BRIAN ENO und ROBERT FRIPP thronen, aber auch der Krautrock von CLUSTER bis NEU! seine ganz eigenen Nischen gefunden hat.
Im Mittelpunkt steht dabei augenscheinlich der experimentelle Gitarrist Roman Leykam, der bereits mehr als 30 Alben veröffentlichte und dabei meist mit seiner Steinberger E-Gitarre zaubert, indem er deren Originalton simultan mit angesteuerten Effekten und Synthesizern kombiniert. Die so entstehenden Soundscapes lassen tatsächlich viele Erinnerungen an FRIPP & ENO aufkommen, allerdings nicht im Ambient, sondern stärker mit Beats kombiniert. Ganz im Gegensatz zu Fripp scheint Leykam dabei auch auf Loops zu verzichten, die so gerne als FRIPPertronics bezeichnet werden. Auch dies erscheint ungewöhnlich – eben eine neue Gattung von atmosphärischem Gitarrenspiel, nennen wir es doch einfach LEYKAMtronics.
Mit Percussion- und Flöten-Klängen, allesamt wie beispielsweise auf dem Album-Opener „Market Of Buried Emotions“ künstlich erzeugt, wird der Musik auf „Utopia“ zugleich noch ein weltmusikalisches Flair verpasst, das ein wenig an die Kollaboration von BRIAN ENO mit DAVID BYRNE erinnert, als die noch ihr Leben im Busch der Geister musikalisch genossen.
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FAZIT: „Utopia“ von LEYKAM / MARK / MEYER ist für alle Freunde von experimentellen, psychedelischen und dynamischen Ambient-Klängen, die sie aus dem Hause FRIPP & ENO genauso wie von den elektro-ambivalenten NEU!-Krautrock-Zeiten von CLUSTER bis CAN und HARMONIA (oder eben MOEBIUS / ROTHER / ROEDELIUS, aber auch CZUKAY) kennen, eine großartige Entdeckung, die sie sich auf keinen Fall entgehen lassen sollten. Ein farbenfroher Kristall eben, bei dem man genau hinsehen und hinhören sollte!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.03.2021
Frank Meyer
Roman Leykam, Frank Meyer
Roman Leykam, Frank Mark, Frank Meyer
Frank Mark Arts
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29.11.2019