An gesteigerter Langeweile dürfte LILY KONIGSBERG ja nun wirklich nicht leiden. Mit ihrem avantgardistisch ausgerichteten Power-Pop-Trio PALBERTA macht sie mindestens seit 2013 die Szene unsicher.
Zusammen mit dem Musiker/Produzenten NATE AMOS (WATER FROM YOUR EYES - der auch ihr nun vorliegendes, offizielles Solo-Debüt produzierte) betreibt die Frau aus Brooklyn das Duo YOUR IDEA, mit MATT NORMAN bildet sie das Projekt LILY AND HORN HORSE.
Dann gibt es ein weiteres Joint Venture mit ihrem Kollegen ANDREA SCHIAVELLI und auch am Solo-Projekt FOREVER ihrer PALBERTA-Bandkollegin ANI IVRY-BLOCK ist sie beteiligt. Und auf Bandcamp arbeitete sie stets parallel eifrig an einer Solo-Karriere – die erstens dazu führte, dass sie sich stilistisch langsam vom E-Pop zu ihrer jetzigen Melange aus Power- und Indie-Pop-Songs aller möglichen Couleur weiterentwickelte und zweitens zu diversen digitalen EP-Veröffentlichungen und drittens zu einer ironisch betitelten, 17 Tracks umfassenden Songsammlung namens „The Best Of Lily Konigsberg Right Now“ führte.
Damit nicht genug: Auf dem PALBERTA-Label Wharf Cat Records veröffentlichte LILY bereits im letzten Jahr eine reguläre EP mit Solo-Material namens WATER FROM YOUR EYES, DOUGIE POOLE und Anfang 2021 das ambitionierte Bandalbum „Palberta5000“. Es ist – kurz gesagt – also kein wirkliches Wunder, dass ihre Solo-LP nun eine musikalische Kulmination aus all dem Erreichten, Erlebten und Beobachteten darstellt.
Der Titel des Albums „Lily We Need To Talk“ bezieht sich übrigens auf einen Ausspruch ihres Mitstreiters NATE AMOS, dem möglicherweise die unglaubliche stilistische Vielfalt, die LILY auf dem im Vergleich zu ihren Bandarbeiten verspielteren und positiver gestimmten Debüt-Album mit leichter Hand zur Schau stellt (und dabei in allen Kategorien eine gute Figur macht) ein wenig unheimlich wurde. Nur auf Promo-Videos möchte LILY KONIGSBERG als Solo-Künstlerin heutzutage verzichten.
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FAZIT: Wie schafft man es, in deutlich weniger als einer halben Stunde eine 11 Titel umfassende Song-Sammlung unterzubringen, die einen vielfältig schillernden Klangkosmos zwischen Rock, Pop, E-Pop, New Wave eröffnet, bei der nichts zu fehlen scheint, die das Zeitschema mühelos sprengt und in der noch Platz für zwei ambitionierte Instrumentals ist? Nun, vielleicht indem man sich sein ganzes Leben darauf vorbereitet. Bereits seit ihren Teenager-Tagen sucht LLILY KONIGSBERG nach unangepassten Pop-Songs und an ihrem Debüt-Album arbeitete sie ganze 5 Jahre, bis sie zufrieden war. Insofern ist „Lily We Need To Talk“ gleichermaßen ein Zeugnis großer Beharrlichkeit und Geduld – aber eben auch ein meisterhaft auf das Wesentliche destilliertes, kunstvolles Gesamtkunstwerk.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.10.2021
Lily Konigsberg
Matt Norman, Lily Konigsberg
Nina Ryser
Nate Amos (Background Vocals)
Wharf Cat Records
24:02
29.10.2021