Sowohl der LIONLIMB-Mastermind STEWART BRONAUGH wie auch sein Bandkollege & Drummer JOSHUA JAEGAR saßen lange Zeit als Musiker in ANGEL OLSEN's Backing Band, bevor BRONAUGH 2015 beschloss, das eigene Projekt ins Leben zu rufen. Logisch dass es sich die ehemalige Chefin nicht nehmen ließ, ein paar warme Worte zu dem dritten Album des inzwischen um Bassist JOHNATHAN SUMNER erweiterten Projektes LIONLIMB zu verlieren. Laut ANGEL ist „Spiral Groove“ ein Album darüber, „was es bedeutet, seine Verluste zu ertragen und die Gabe, die wahrhaftigste Liebe in seinem Leben zu erkennen“.
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Das kann man sicher so interpretieren (zumal BRONAUGH nach einer überstandenen Operation an seinem Rückgrat sein Verhältnis zu Tod und Vergänglichkeit neu evaluierte) – freilich klingt es nicht unbedingt so. Das liegt etwa an den Bildern, die BRONAUGH in seinen Lyrics verwendet und die oft der Natur und Naturwissenschaft entspringen: Der besungene „Spiral Groove“ etwa ist medizinisch gesehen eine Sehne im Arm. Das ultraviolette Licht in dem Song „Ultraviolet“ ist eine Metapher für die Dinge, die wir nicht sehen können, von denen wir aber wissen, dass sie da sind und der in dem Track „Loveland Pass“ erwähnte Highway ist ein Sinnbild für das auf und ab des Lebens. Und die Musik von LIONLIMB hat auch nichts von der nachtschattigen Qualität von ANGEL OLSENs manischen Desolations-Balladen, sondern kommt in Form leichtfüßiger, groove-orientierter Popsongs daher, die für dieses dritte Album – dank der Zeit, die im Pandemie-Lockdown für so etwas blieb - mit Slide-Gitarren, Piano- und Synthie-Vignetten und Cello-Einlagen ergänzt wurden.
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FAZIT: Gemeinhin gilt das Projekt LIONLIMB als Band, die nie die Zeit hatte, unreif zu sein, dieweil die beiden Protagonisten STEWART BRONAUGH und und JOSHUA JAEGER ja eben nicht bei Null anfingen, sondern als versierte Zuarbeiter für andere Musiker. Kein Wunder also, dass die Songs von LIONLIMB auch auf „Spiral Groove“ nicht im schnürsenkeligen Indie-Modus daherkommen, sondern im handwerklich solide und produktionstechnisch clever ausgefeilten, organischen Pop-Setting. Lediglich der melancholische Unterton und der mit cooler Lässigkeit präsentierte Vortrag lassen erahnen, dass hier jemand etwas zu erzählen hat und die zur Schau getragene, angenehm zugängliche, heitere musikalische Gelassenheit in diesem Kontext nur ein Mittel zum Zweck ist, dieses „Etwas“ fassen zu können.
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Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.11.2021
Jonathan Sumner
Stewart Bronaugh
Joshua Jaeger
Bayonet Records
31:52
12.11.2021