Zurück

Reviews

Lotta St Joan: Hands

Stil: Folk

Cover: Lotta St Joan: Hands

„Hands“ ist das Debüt der in Berlin lebenden Musikerin LOTTA ST JOAN. Ihre acht Songs sind allesamt sorgfältig gebaute, filigrane Kompositionen, angesiedelt im Grenzland zwischen Traum und Wirklichkeit, durchzogen von Kummer, Zweifel und unguten Erkenntnissen – „It seems I am so hard to love, that I am easy to let go“. Auch wenn das Album eine souveräne und beinahe erhabene Ruhe ausstrahlt – einfache Kost ist es nicht, aus verschiedenen Gründen.

LOTTA ST JOAN hat die Rohfassungen ihrer Songs zuhause eingespielt, bezeichnet sie als persönliche und intime musikalische Tagebucheinträge, das Album als solches als die Reise zwischen einer verlorenen Liebe und der Suche nach einer neuen. Für Frohsinn ist da wenig Platz; Worte wie „I know I’m not enough, and I’m sorry I’m here“ machen den Zugang zur Gefühlswelt der Erzählerin nicht einfacher.

<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/87EhVQv0AGw" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

„Oh Boy“ und „Those Arms“ sind nicht von ungefähr als Singles ausgekoppelt worden. „Oh Boy“ ist ein bittersüßes Hin und Her zwischen Sommerküssen, Verlangen und dem Wunsch nach… na ja, Nachhaltigkeit. Und „Those Arms“ beschreibt das Zweifeln, das Unvermögen zum Entscheid zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem – „The tears I shed my lover are still owned by another“.

LOTTA ST JOANs Wohnzimmer-Aufnahmen wurden in den Famous Gold Watch Studios in Berlin behutsam und gekonnt veredelt. So liegt hier ein musikalisch einwandfreies Debüt vor, das indessen schwierig einzuordnen ist. Wie weit ist das Werk der Berliner Musikerin eine durch Melancholie und Pandemie geprägte Momentaufnahme? Schade jedenfalls, wenn ihr Band-Projekt „bllanks“ definitiv auf Eis gelegt würde.

<iframe src="https://player.vimeo.com/video/433297139" width="640" height="338" frameborder="0" allow="autoplay; fullscreen; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

FAZIT: „Hands“ spielt in einer eigenen Gefühls-Liga und vermittelt sehr persönliche Gedanken. Ob deren musikalische Umsetzung gefällt, ist direkt abhängig vom Maß an Einfühlungsvermögen, das man LOTTA ST JOAN beim Zuhören entgegenbringen kann oder will – anders gesagt: „Und kann ich nicht sein mit dir zu zwein, so will ich allein der Schwermut mich weihn!“ (Joseph von Eichendorff)

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.01.2021

Tracklist

  1. Stay Home Child
  2. Hands
  3. Oh Boy
  4. Faces
  5. Mirrors
  6. Those Arms
  7. Unfiltered
  8. Flowers

Besetzung

  • Bass

    Felix Buchner

  • Gesang

    Lotta St Joan

  • Gitarre

    Lotta St Joan

  • Schlagzeug

    Gidon Carmel

  • Sonstiges

    Pablo Held (Violine)

Sonstiges

  • Label

    The Famous Gold Watch Records

  • Spieldauer

    32:58

  • Erscheinungsdatum

    29.01.2021

© Musikreviews.de