Der zweite und zugleich letzte Solo-Ausflug von MAGGIE BELL nach der Auflösung von STONE THE CROWS trug den nicht gerade optimistisch anmutenden Titel „Suicide Sal“, der, wie die Bell später verriet, 'nur' der Spitzname ihrer Tante, der Schwester ihres Vaters, Doris Droy – einer Musical Hall Queen – war. Eine extrem lebensfrohe Dame, die sich natürlich nie das Leben nahm. Und wie das 1974er-Debüt „Queen Of The Night“ setzt auch dieser Nachfolger erneut auf eine Vielzahl von Coverversionen (Nur der Titeltrack ist ein Bellsches Eigengewächs!), den weltberühmten Produzenten Jerry Wexler sowie eine großartige Gastmusiker-Gilde, zu denen diesmal sogar JIMMY PAGE, der zwei Gitarren-Soli („If You Don't Know“ und „Comin On Strong“) beisteuert, zählt und noch dazu wird „Suicide Sal“ in den Startling Studios von RINGO STARR aufgenommen. Da erscheint es pflichtgemäß, dass sich mit „I Saw Him Standing There“ auch die Cover-Version eines BEATLES-Klassikers mit auf dem Album befindet.
Auf „Suicide Sal“ entdeckt die Frau, deren Stimme immer wieder Vergleichen mit JANIS JOPLIN locker standhält, erneut verstärkt den Blues für sich.
„It's Been So Long“, eine PRETTY THINGS-Nummer und zugleich der letzte Song des Albums, bei dem sogar PHIL MAY die Backing Vocals beisteuert, besticht zudem noch durch ein fantastisches Saxofon-Solo von JIMMY JEWELL und bei „I Was In Chains“, im Original von den SUTHERLAND BROTHERS, tauchen sogar Dudelsäcke auf.
Für das spezielle Gitarren-Solo auf „If You Don't Know“ reiste der LED ZEPPELIN-Gitarrist dann extra auf Bitte von MAGGIE BELL an und fügte ein (viel zu) kurzes Solo hinzu: „Ich fragte Jimmy, welchen Song er denn mit einspielen wollte. Er wählte diesen und spielte dann dieses wundervolle Solo.“
Zu einem der Bell-Favoriten zählte damals auch LEO SAYER, nicht nur dessen Musik, sondern auch seiner Texte wegen. So landete auf diesem Album „It's My Life“ von ihm. Und mit „Comin' On Strong“ steuert ihr ehemaliger Band-Kollege, der Schlagzeuger COLIN ALLEN, noch einen STONE THE CROWS-Song bei. Doch trotz der großartigen Qualität der Musik wurden die Fans nicht wirklich warm mit den Solo-Aktivitäten der Sängerin, was auch MAGGIE BELL vor ein Rätsel stellte: „Ich weiß einfach nicht, warum ich nach der Auflösung der Band die Fans nicht mehr richtig erreichte. Sie hatten plötzlich andere Favoriten und schienen allgemein Solo-Aktivitäten nicht sonderlich zu mögen. Das musste ich akzeptieren und versuchte darum das Album durch viele Konzerte zu promoten. Am Ende konnte ich mich allerdings nicht beklagen.“
Worüber sich MAGGIE BELL garantiert ebensowenig beklagen wird, ist die von EROC remasterte Neuauflage dieses Albums durch Repertoire Records im schönen Digipak plus einem achtseitigen Booklet mit umfangreichen Linernotes von Chris Welch.
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FAZIT: Zu Ehren ihrer Tante, einer Musical Hall Queen, benannte MAGGIE BELL, die ehemalige Sängerin der STONE THE CROWS, ihr zweites, 1975 erschienenes Solo-Album „Suicide Sal“. Ein Spitzname, ganz ohne selbstmörderischen Hintergrund, der allerdings auch nicht dabei half, dass sich MAGGIE BELL solistisch dauerhaft etablieren konnte, selbst wenn die schottische Musikerin so deutlich nach JANIS JOPLIN klang wie keine andere Sängerin der Musik-Szene. So sollte dieses Studio-Album auch ihr letztes bleiben, dem nunmehr durch Repertoire Records mit einem sehr guten EROC-Remaster ganz neues Leben eingehaucht wird.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2021
Delisle Harper
Maggie Bell
Brian Breeze, Mickey Keene, Ray Glynn, Terry, Hugh Burns, Jimmy Page
Peter Wingfield, Roy Davies
Paul Francis
Jimmy Jewell (Saxofon), Cuddley Judd (Dudelsack), Bill Laurie, Mark London, Brian Breeze (Background Vocals)
Repertoire Records
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30.04.2021