Wieder mal typisch isländischer Black Metal gefällig? Dann greift stehenden Fußes zu MANNVEIRA, die mit "Vítahringur" schon ihre dritte musikalische Straftat begehen. Das Quintett besteht schon seit elf Jahren und gehört demnach nicht zu den jüngsten Vertretern der kleinen, feinen Szene des Vulkanlandes, fährt aber einen Sound, der dem vorherrschenden Underground-Zeitgeist entspricht.
Dennoch offenbart sich der Teufel Eigenständigkeit auf diesem ersten richtigen Album der Band im Detail. Die selbsternannten Nihilisten arbeiten nur mit subtilen Dissonanzen, wo es anderen gar nicht schrill und misstönend genug sein kann, während die Produktion der fünf überwiegend längeren Tracks angemessen gut aufgeräumt erscheint. Die Instrumente sind in ihren jeweiligen Frequenzbereichen auf unterscheidbare Weise aufgefächert, während das einheitlich heisere Geschrei von Frontmann Illugi und das größtenteils rasante Drumming im Mix unterbelichtet bleiben.
Das harmonische oder besser gesagt anharmonische Zusammenspiel der beiden Gitarristen rückt dadurch umso weiter in den Vordergrund; Örlygur und Sindri spielen indes keine standardmäßig strukturierten Kompositionen, sondern hangeln sich einfalls- und abwechslungsreich durch bis zu knapp zehn Minuten ausgedehnte Klangkulissen, die wie kleine Reisen in diverse Abgründe (seelisch wie geografrisch) anmuten.
Die Mitglieder haben angeblich zehn Jahre lang an dem Material gearbeitet, denken also in einem breiten Rahmen, und dieser lässt sich beim Hören letzten Endes auch erkennen. Die Platte steuert vom manischen ´Í Köldum Faðmi´ bis zu einem unheilvollen Antihöhepunkt im schleppenden Finale ´Kverkatak Elífra Martraða´ hin.
FAZIT: Nicht allzu sperriger, relativ typischer isländischer Black Metal, den man im Falle dieses Albums als in sich geschlossenes Gesamtwerk verstehen muss. Kein Knaller, aber kurzweilige und aus diesem Land gewohnt intensive Kost. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/f31723efb32c4fbaadb1b94098d3fdec" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2021
Óskar
Illugi
Örlygur, Sindri
Jón
Dark Descent / Soulfood
35:23
02.07.2021