„Dreamer“ heißt das inzwischen vierte Studioalbum von MARC REECE, dem Meistergitarristen aus Essen. Ganze zwölf Jahre sind seit seiner letzten, zu recht gelobten Veröffentlichung „Let It Burn“ vergangen; Grund genug also für eine gehörige Portion Vorfreude. Das neue Werk bringt nun zehn eigene Songs, wurde im Kern von derselben Mannschaft eingespielt – und ist letztlich eine Enttäuschung.
Wohl kredenzt REECE auf „Dreamer“ eine Auswahl von Songs, die in Sachen Tempo, Länge und Aufbau einiges an Abwechslung bieten; aber dennoch bleibt nach fünfzig Minuten das schale Gefühl, viele unverbindliche Wendungen sowie zahlreiche (zum Teil an sich interessante!) Riffs gehört zu haben, die irgendwie nicht zu einem Ganzen zusammenwachsen wollen. Daneben macht sich schlicht auch Langeweile breit („No Chance Child“, „Dreamer“).
„Harder Than It Seems“ ist mit fast neun Minuten das längste Stück des Albums, eine Ballade, die in Form längerer Solos einerseits REECE‘ Können auf der Gitarre zeigt – und andererseits ohne Gnade dessen nicht unbedingt überragenden Gesangskünste offenbart. So ist es nicht verwunderlich, dass das eigentliche Highlight des Albums ein Instrumentalstück ist.
„At The Market“ macht denn auch richtig Freude: Da gibt’s Tempoverschärfungen, virtuose Breaks, melodiöse Brücken, virtuoses Schlagwerk und einige eingängige Riffs – alles in allem ein ziemlich wilder Ritt. Das Gleiche gilt auch für „One For Hannes“, den zweiten Instrumental, der etwas stärker auf Gitarre und Bass fokussiert und von A bis Z prächtig groovt.
Im Vergleich zum Vorgänger „Let It Burn“ sind beim Mastering des neuen Werks markante Unterschiede auszumachen. „Dreamer“ tönt leider weit weniger transparent, der Sound ist zeitweise breiig und nervt da und dort mit übertriebenen Akzenten (wie beispielsweise dem penetrant knallenden Snare, und das nicht nur im Opener „Bernie“).
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/9GHtOA5IPmE" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
FAZIT: MARC REECE‘ „Dreamer“ ist nicht ein Album, das man sich mehrmals anhört, dazu ist es sowohl in Bezug auf die Songs wie auch auf die Soundqualität zu unauffällig. Aber vielleicht ergibt das ja den richtigen Moment, sich das nun bereits zwölfjährige „Let It Burn“ wieder einmal anzuhören.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.04.2021
Guido Ludwig
Marc Reece
Marc Reece
Marcus Schinkel, Adrian Wachowiak
Denis Sarp
LuckyBob Records
53:02
26.03.2021