Masayoshi Sukita ist alles andere als ein typischer Star- oder auch nur Rockfotograf. Als Kind des frühen 20. Jahrhunderts blieb der Japaner von der Kultur seines Landes geprägt stets bescheiden und zurückhaltend, um seine Subjekte in vollem Glanz erstrahlen zu lassen … was bei David Bowie im wahrsten Sinn des Wortes zutraf. Vielleicht ließ sich der illustre Brite eben deshalb bevorzugt von Sukita ablichten, den er 2011 als "lieben, kreativen und großherzigen Mann" lobte.
Die Pop-Ikone gehörte neben u.a. Mark Bolan zu den Herzensmotiven des Asiaten, der ausgehend von bescheidenen Anfängen auf eine außergewöhnliche Karriere als Fotokünstler zwischen nicht nur Jim Jarmusch und Bram Stoker zurückblickt. "David Bowie by Sukita" kompiliert sowohl um die Welt gegangene Sessions als auch eher intime Momente aus dem Leben des Weltstars, an dessen fünften Todestag der Verlag Delius Klasing 2021 visuell und inhaltlich kaum ansprechender erinnern könnte.
Sukita verstand es meisterlich, Bowies janusköpfigen Charakter auf Bildern einzufrieren - extrovertiertes Rollenspiel einerseits, Reserviertheit und Ruhe andererseits, beides zusammen Garanten für ein undurchschaubares Image, das immer mehr war als das: die Summe verschiedener, oft gegensätzlicher Persönlichkeitsmerkmale.
So gesehen ist "Spektakuläre Fotos einer Legende" ein etwas reißerischer Titel, doch die Macher des großformatigen, gestochen scharf gedruckten Bandes aus erwartbar hochwertigen Materialien klotzen in angemessener Weise, statt zu kleckern. Schließlich wären Fotos allein zu wenig, um in Anbetracht der Substanz des Themas - wie viel Literatur gibts denn mittlerweile zu Bowie? - "satt" zu werden, und tatsächlich erweist sich die erfreulicherweise zweisprachige Textkomponente des Buches als mindestens genauso reizvoll wie sein Inhalt fürs Auge.
Anhand des Geschriebenen erhält der Betrachter tiefe Einblicke in die Beziehung zwischen Fotograf und Modell, womit "David Bowie by Sukita" eine Ausnahmestellung in Masayoshis Bibliografie einnimmt; wer bereits das "Heroes"-Buch zu seinen stilprägenden Arbeiten für dieses Album kennt, zu dem es 2017 eine eindrucksvolle Ausstellung in der Berliner Galerie Hiltawsky gab, erhält hiermit Nachschub, und Popkultur-Historiker mit selbst durchschnittlichen ästhetischen Ansprüchen kommen eigentlich ebenso wenig daran vorbei.
FAZIT: "David Bowie by Sukita" ist eine wunderschöne Liebhaberei in Sachen Fotobücher und setzt Maßstäbe. Glückwunsch an alle Beteiligten für dieses Crossover-Buch, das gleichzeitig als Coffee-Table-Angeberei, Bildbiografie und umfassende Abhandlung eines popgeschichtlichen Phänomens taugt! <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/983cfa8bbf3c49c88e31e2deae680556" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.02.2021
Delius-Klasing
128 Seiten
18.01.2021