Zur Feier des 30. Jahrestags ihres stilprägenden zweiten Albums „Gothic“ veröffentlichen PARADISE LOST ein sechs CDS und eine DVD umfassendes 92-seitiges Buch mit besonderem Fokus auf die Frühphase ihres Schaffens. „The Lost And The Painless“ enthält Studio-, Demo- und Live-Aufnahmen aus den Anfangsjahren der britischen Pioniere des Gothic Metal und dürfte teilweise auch auf Motivation ihres ehemaligen Labels Peaceville hin erscheinen, ist aber dessen ungeachtet definitiv sein Geld wert, selbst wenn man schon seit Langem jeden Schnipsel von der Band sammelt.
Der Audioteil umfasst neben Tape-Aufnahmen aus der Ära der Vertragsunterzeichnung des Quintetts seine beiden ersten Alben mit taufrischem Remastering seitens Jaime Gomez Arellano, auf dessen Orgone Studios Nick Holmes und Co. seit mehreren Jahren vertrauen. Konrekt handelt es sich um das rohe, immer noch abgrundtief finster anmutende Debüt „Lost Paradise“ und den ein ganzes Metal-Subgenre vorwegnehmenden Nachfolger „Gothic“ mitsamt der gleichnamigen EP.
Hinzu kommen auf je einer CD die Tonspur des einstigen VHS-Videos „Live Death“ (1989) und ein mit „Liverpool Live“ betitelter Gig sowie ein „Live In Ludwigsburg“ genanntes Bühnenprogramm, alles Mitschnitte der ersten Gehversuche der Gruppe in Clubs ihrer lokalen Umgebung in der englischen Grafschaft Yorkshire. Die DVD bietet „Live Death“ in bewegten Bildern sowie drei Darbietungen von 1990 und ´91.
Das Hardcover-Buch an sich bietet dem Musikjournalisten Nick Ruskell Raum für eine gründliche Abhandlung jener Tage, die auf den Silberlingen akustisch dokumentiert wird, wobei Erinnerungen des Frontmanns und von Gitarrist Greg Mackintosh zur Geltung kommen, nicht zu vergessen Kommentare von unter anderem Peaceville-Gründer Paul „Hammy“ Halmshaw, Barney Greenway von Napalm Death, My Dying Bride-Sänger Aaron Stainthorpe und überraschenderweise auch Autopsy-Kopf Chris Reifert, der von einer gemeinsamen Tour beider Combos im Jahr 1990 erzählt.
Obligatorisch sind Fotos, die bisher unveröffentlicht waren und das Set zusammen mit einem Vorwort von Cradle Of Filth-Frontmann Dani souverän abrunden.
FAZIT: Wer immer noch nicht weiß oder nicht genug davon bekommen kann, was archaischen, zähen Death Metal als Ursuppe der Gothic-Bewegung innerhalb der Edelstahlszene ausmacht, erhält mit diesem Set ein umfangreiches Kunstwerk zur Hand (und zu Ohren), das einige der wegweisenden Songs eines Drittels der frühen „Peaceville Three“ kompiliert und auch einiges fürs Auge bietet. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/550623688962482c97b78b2901758f4d" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.11.2021
Stephen Edmondson
Nick Holmes
Aaron Aedy, Gregor Mackintosh
Matthew Archer
Peaceville / Edel
+300:00
26.11.2021