Im Umgang mit Begriffen wie „legendär“ und „Kult“ ist bekanntlich Vorsicht geboten. Wenn eine Band aber seit über vier Jahrzehnten besteht und in dieser Zeit tausende von Konzerten gespielt und um die zwanzig Tonträger veröffentlicht hat, dann darf man diese Bezeichnungen getrost verwenden. Die Rede ist von der Iserlohner Blues Rock Band PEE WEE BLUESGANG.
Mit „Red Socks“ hat Sireena Records die vierte LP der BLUESGANG erstmals als CD wiederveröffentlicht. Zwingend war dies nicht – die roten Socken gehören nicht zu den Highlights im Albumverzeichnis der Band. Herbert Lillge beschrieb die Platte damals im Iserlohner IKZ als „gefällig, sauber und ruhig“ – wohl nicht gerade das, was gestandene Bluesrocker in einer LP-Besprechung lesen möchten. Unrecht hatte der Schreiber hingegen nicht.
Tatsächlich schneiden diese Studioaufnahmen (Hermes Studio Kamen, Januar/Februar 1982) im Vergleich mit den ersten drei Alben der Band schlecht ab. Wen wundert’s: Das Debüt „Our Blue Side“ ist eine Klasse für sich, und die beiden Live-Scheiben „Live im Jovel“ (1980) und „Bootlegged in Hamburg“ (1981) dokumentieren das Kerngeschäft der PEE WEE BLUESGANG, an dessen Qualität es ja längst nichts mehr zu rütteln gibt.
„Red Socks“ indes hat als Ganzes schlicht zu wenig Fleisch am Knochen. Den Auftakt beispielsweise macht der halbherzige und brave „Red Socks & Rock’n’Roll“; darauf folgt der ziemlich beschwingte Blues-Shuffle „Texas“, mit „Waves“ ein Instrumental, den man höchsten einer Tanzkapelle durchgehen lassen würde und darauf ein wenig enthusiastischer Boogie, in dem zwei-drei Fake-Ends die einzigen Höhepunkte sind.
Die besten Songs finden sich im Mittelteil des Albums. „If You Really Love Me“ ist eine schön instrumentierte Southern Rock Ballade mit mehrstimmigem Gesang, das coole „Open Up Your Heart“ weckt in angenehmer Art Erinnerungen an die Steve Gibbons Band, und „Just A Song“ lebt von hübschen Saxophon-Parts und einem ebenso prima Gitarren-Solo. Der Rest ist dann geschenkt.
FAZIT: „Red Socks“ gehört wie gesagt nicht zu den Alben der PEE WEE BLUESGANG, die man haben muss. Vielleicht sollte man es nach den ersten Erfolgen der Band als eine Art Übergangswerk verbuchen – oder aber als ein noch zögerliches Vertrautwerden mit der sich um 1980 in großen Schritten entwickelnden Studiotechnik.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.12.2021
Heribert Grothe
Richard Hagel
Thomas Hesse
Thomas Waßkönig
Rüdiger Schilling
Ingrid Reimann (Gesang „Lost ’n' Found“), Hartmut 'Härte' Tripp And The Härte Reeds (Saxophon), Thomas Hesse, Thomas Waßkönig (Gesang), Thomas Waßkönig (Gitarre)
Sireena Records
37:14
14.05.2021