Im Rahmen der Aufarbeitung des Vermächtnisses des deutschen Kult-Labels GAMA erscheint dieser Tage über Golden Core u.a. diese remasterte CD und LP des ersten, einzigen Albums der deutschen PILEDRIVER, die ergo nichts mit den später auf den Plan getretenen Übersee-Thrashern oder Niederländern gleichen Namens zu tun haben.
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Die Gruppe veröffentlichte die von Musiker und Geschäftsmann Peter Garattoni produzierte Platte über das Sublabel Sri Lanca. "Letters Of Steel" ist eine fürs Embryonalstadium der Rock- und Metal-Szene der Bundesrepublik erwartbar zwitterhafte Angelegenheit. 'Piledriver' und 'Wizard' sind mehr oder weniger raffiniert eingefädelte Boogie-Rocker, gutgelaunt mit für jene Phase typischem "Denglisch", die Mittelschichts-Hymne 'Hard Labour' und das ähnliche flotte 'Hellrider' wiederum gehen als simpler Proto-Metal im Hauruck-Verfahren durch.
'Border Line' klingt dann allerdings fast nach The Police ohne Reggae-Einflüsse bzw. anderen englischen New-Wave-Acts der späten 1970er und frühen 80er, wohingegen 'Hobo' sogar Beatles-poppige Züge trägt. Frontmann Martin Metzger war schwach auf der Brust, auf seine beschränkte Art aber unverkennbar und kauzig charmant. Ebenfalls auffallend zu jederzeit: die verspielte Gitarrenarbeit im besten NWOBHM-Sinn, auch wenn das Gesamtniveau von PILEDRIVER allenfalls jenem britischer Pub-Rock-Kapellen entsprach.
Das muss man wohlgemerkt nicht despektierlich auslegen, denn gerade die Unzulänglichkeiten des Albums machen seinen Reiz aus. Mit 'New England' gelingt der Band ein fantasievolles Instrumental, das nüchtern betrachtet - die dubiose Vocal-Performance fällt eben weg - das Highlight von "Letters of Steel" darstellt. 'I'm Gonna Leave You' schließt den Reiben unterdessen auf eigenartig behäbige, melancholische Weise ab.
PILEDRIVER lösten sich bald nach dem Release auf; geblieben ist …
FAZIT: … ein authentischer Ausschnitt des musikalischen Aufbruchsklimas in der BRD des Jahres 1980, remastert und mit fettem, informativem Booklet ausgestattet für Metal-Archäologen. PILEDRIVER mögen eine Fußnote im einheimischen Musikgeschichtsbuch sein, doch "Letters of Steel" passt prima in jede Sammlung, die auch beispielsweise Faithful-Breath-Platten enthält. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/a9407e15c1a3489bb8e4ea371d766f60" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.02.2021
Jürgen Möck
Martin Metzger
Georg Schneider, Rolf Krämer
Peter Wirkner
Golden Core / Zyx
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05.02.2021