Bei "Live At Novas Frequências" handelt es sich um einen Mitschnitt einer Performance der brasilianischen Post-Punk-Veteranen RAKTA, der tatsächlich noch vor einem nicht durch das Corona-Virus verhinderten Publikum aufgenommen wurde. Dass die Platte ziemlich genau fünf Jahre nach ihrer Entstehung herauskommt, befremdet zwar, ist aber insofern erfreulich, als sie inmitten zahlloser Live-Alben, denen die entsprechende Atmosphäre fehlt, umso authentischer wirkt.
Die Band, die in Südamerika weithin bekannt und in unseren Breitengraden eher ein Insider-Ding ist, vollzieht einen knapp 40-minütigen musikalischen Gebirgsanstieg, der wie ihre Studioalben steil auf einen Höhepunkt hin ausgerichtet ist. Dabei bedienen sich RAKTA im Post Rock bereich gängiger Muster, allen voran Monotonie und Minimalismus auf insbesondere rhythmischer Ebene.
Nach dem verheißungsvollen Intro ´A violência do silêncio´ das mit repetitivem, verhuschten Sprechgesang seitens Keyboarderin Paula Boregas Bassistin Carla Boregas, die ihr Instrument im Geist von Stilikonen wie Killing Jokes Paul Raven als tragendes Element des Bandsounds versteht, die atmosphärischen Weichen stellt. Die Darbietung vermittelt etwas Beklemmendes und wird zwar ausgiebig bejubelt, wirkt aber letztlich egoistisch experimentell konzipiert, also ohne Rücksich aufs Publikum, das allerdings wiederum just deshalb so begeistert ist.
Erst mit dem treibenden ´Filhas do fogo´ nimmmt das Set richtig Fahrt auf, gefolgt von einer Percussion-Einlage des nicht weiter bekannten Session-Drummers, da erst 2018 ein fester Mann hinters Schlagzeug von RAKTA rückte. Mit dem flirenden Bandhit ´Intenção´ steuert die Combo dem Gipfel entgegen, wobei die Vielfalt der Sounds beeindruckt, die man mit einem so weit reduzierten Line-up tatsächlich bieten kann.
Versatzstücke aus Noise und Space Rock (´A busca do círculo´) sowie Drone - das siebeneinhalbminütige Finale, das aus den Tracks ´Ganex´ und ´Blackmob´ besteht - machen eine umfassende Live-Erfahrung komplett.
FAZIT: Gewagt, improvisiert anmutend und intensiv - RAKTA empfehlen sich mit diesem Live-Album auch außerhalb Brasiliens als fixe Größe in Sachen Post Punk der ursprünglichen Sorte, auch wenn die verwendete Muttersprache der MusikerInnen eine kleine Hürde darstellen könnte, was die Zugänglichkeit des Materials betrifft. Kenner wissen allerdings sowieso längst Bescheid. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/e98732c43a2e4546b9872c7d116d738d" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.08.2021
Carla Boregas
Paula Rebellato, Carla Boregas
Paula Rebellato
Subsound / Cargo
37:51
30.07.2021