Walsrode thrasht: RAVAGER gründeten sich vor sieben Jahren ebendort und halten sich seither auf ausgesprochen agile Weise an die Reine Lehre des Genres, wobei in erster Linie amerikanische Acts und speziell die vielgerühmte Bay-Area-Szene Pate für ihren Sound gestanden haben dürften.
Allerdings beginnt ihr sinnig betiteltes drittes Album ganz klassisch wie die diskografischen Highlights der Ostküsten-Veteranen Overkill mit einem verspielten Intro, das mehrere Tempowechsel vollzieht, ehe die eigentliche Knüppelei losgeht. ´Planet Hate´ ist der programmatisch flotte Opener und gibt die Grundstimmung der folgenden Tracks vor. "The Third Attack" wirkt in seiner Gesamtheit düster und teilweise regelrecht bedrohlich, Frontmann Phil Herbst (ein kleiner Destruction-Schmier übrigens …) hat hörbar schlechte Laune, und seine Hintermannschaft zieht mit.
Besonders erwähnenswert dabei, die offensichtlich bestens aufeinander eingenormten Gitarristen, die sich nicht nur gegenseitig melodische Solo-Bälle zuspielen (Kerry-King-mäßig schiefes Geheul und "Jammerhaken"-Gewackel bleiben dankenswerterweise außen vor), sondern ganz im Stile des legendären Exodus-Klampfenduos Holt/Hunolt ein geiles Riff nach dem anderen heraushauen.
Da sind die mitunter etwas einfältigen Lyrics des Quintetts (´Back To The Real World´ ist sozusagen ein zum "Morgen danach" weitergedachtes ´Bonded By Blood´) nur ein kleiner Schönheitsfehler, zumal das ständige Phrasengedresche in puncto Bildersprache wenigstens mit dem Stil konformgeht.
Das rasante Titelstück dauert kaum 140 Sekunden, wohingegen ´A Plague Is Born´ und speziell das achtminütige ´Destroyer´ am Ende RAVAGERs kompositorische Raffinessen offenbaren; was dies betrifft, könnten "The Third Attack" keine idealere dritte Platte sein, denn trick- und abwechslungsreicher kann man traditionellen Trash kaum spielen, ohne vom straighten Pfad abzuweichen.
FAZIT: Sollte dies RAVAGERs "make it or break it" Album sein, kann es nicht an der Band selbst liegen, falls es mit dem Durchbruch auf breiterer Ebene nicht klappt - "The Third Attack" enthält ausschließlich mitreißende Thrash-Tracks, in denen es bei aller Konvention genug zu entdecken gibt, um sich länger daran zu erfreuen. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/8d6775c2176c42afb59c192624d10d4d" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.06.2021
Justus Mahler
Philip Herbst
Marcel Lehr, Dario Rosenberg
André Sawade
Iron Shield / Soulfood
41:18
18.06.2021