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Rezet: Truth in Between

Stil: Heavy Metal

Cover: Rezet: Truth in Between

Das fünfte Studioalbum einer der hoffnungsvollste jungen (Thrash-)Metal-Bands in Deutschland sprengt den Rahmen ihrer Stilistik in seinem Verlauf wiederholt, ohne dass man es als Quertreiber einstufen müsste. Stattdessen gelingt REZET mit "Truth In Between" die wohl endgültige Emanzipation von einschlägig bekannten Dreschflegel-Klischees. Hightop-Turnschuhe und bunte Bandanas waren, falls überhaupt jemals bei dieser Combo, definitiv gestern …

Die nunmehr hörbar intuitiv aufeinander eingespielten Musiker aus dem kühlem Norden schaffen das Kunststück, aus dem Bauch heraus zu musizieren und sich gleichzeitig stilistisch sowie nicht zuletzt auch inhaltlich freizuschwimmen, denn mit Texten über den gesellschaftlichen Status quo einerseits, persönliche Erlebnisse und etwas Fiktion andererseits stehen REZET den mittleren Megadeth 2021 sehr nahe. Dass dann etwa das teils schnoddrige, teils aufbegehrende 'Deceived By Paradise' wirklich fast aus Dave Mustaines Feder (und Kehle - höre den rauchigen Vortrag von Frontmann Ricky Wagner) geflossen sein könnte, ist möglicherweise kein Zufall.

Der Titeltrack fasst unterdessen die allgemein nachdenkliche Stimmung und musikalische Suche der Band zusammen, indem er Oscar Wildes berühmten Ausspruch zitiert, dass „der Mensch am wenigsten er selbst ist, wenn er in seiner eigenen Person spricht. Gibt man ihm jedoch eine Maske, wird er die Wahrheit sagen.“

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‚Uncertain Crimes‘ und ‚Last Suffer‘ sind wiederum nicht nur pfiffige Wortspiele, sondern walzen und wüten, schreiten, stampfen und krachen genauso intelligent wie vehement Eingeklammert von herausragenden Nummern wie dem rasanten Opener ‚Back For No Good‘, dem bedrückend-progressiven ‚Populate. Delete. Repeat.‘ und dem einzigen noch recht traditionell thrashenden Ohrwurm 'Jailpit' belegt dynamischer Stoff wie ‚Half A Century‘ (mit Gastgitarristin Sonia „Anubis“ Nusselder von Crypta) oder die Hymne ‚The Plague‘ schlichtweg die gehobene Stellung der Gruppe.

FAZIT: Unaffektierter "thinking man's thrash" aus Germany, dem man seine Herkunft nicht anhört, dafür aber die Schlussfolgerung abgewinnen kann, dass seine Schöpfer die Zukunft des Genres maßgeblich mitbestimmen können, wenn sie am Ball bleiben. Go, REZET! <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/5534e6dc1f67427fb93d06e401a6d7ce" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2021

Tracklist

  1. Back For No Good
  2. Deceived By Paradise
  3. Populate. Delete. Repeat.
  4. Renegade
  5. Half A Century
  6. Infinite End
  7. Truth In Between
  8. Jailpit
  9. I´m Not Gonna Stop
  10. The Plague
  11. (Un)certain Crimes
  12. Never Satisfied
  13. The Last Suffer

Besetzung

  • Bass

    Bjarne Otto

  • Gesang

    Ricky Wagner, Heiko Musolf, Bjarne Otto, Bastian Santen

  • Gitarre

    Ricky Wagner, Heiko Musolf

  • Schlagzeug

    Bastian Santen

Sonstiges

  • Label

    Metalville / Rough Trade

  • Spieldauer

    56:41

  • Erscheinungsdatum

    29.01.2021

© Musikreviews.de