Wenn bei High Roller Records eine Band namens RITUAL auf der Agenda steht, kann es sich fast nur um die britische handeln, nicht die vielen gleichnamigen Amerikaner. Schließlich verdiente sich das Label seine ersten Sporen mit etlichen Re-Releases von NWOBHM-Kapellen, wobei diese Londoner Truppe bereits 2019 in Form einer Neuauflage von "Widow" zur Geltung gekommen ist.
Nun folgt mit "Valley of the Kings" der nächste Streich. Die Londoner verliefen sich im Anschluss an ihr erwähntes Debüt von 1983, dem wiederum gut zehn aktive Jahre des Feilens an ihrem Handwerk vorausgegangen waren, auch weil es eben einen Tick zu spät erschien, um noch mit auf der Welle zu reiten. Es sollte ein weiteres Jahrzehnt bis zum vorliegenden Nachfolger dauern, der logischerweise ein wenig anders klingt als der Einstand.
Waren RITUAL anfangs insofern Brüder im Geiste von Pagan Altar und Demon, als sie sich finsteren Themen widmeten, boten sie 1993 rockigen Metal mit dezent epischem Flair à la Wishbone Ash zu "Argus" Zeiten, bloß nicht ganz so weit ausufernd und stattdessen absolut Stadion-kompatibel, wobei man Black Sabbaths Zeit mit Tony Martin am Mikro zum Vergleich heranziehen könnte.
"Valley of the Kings" wurde produktionstechnisch weniger bombastisch in Szene gesetzt, doch die Songs sind in puncto Hook-Dichte jenen von Iommi und Co. zur ungefähr selben Zeit ebenbürtig. textlich setzte die Gruppe weiterhin auf Fantasy und eher Abstraktes, saßen also zwischen den Stühlen der Sleaze-Rocker der späten 1980er und vor allem Grunge-Kinder der frühen ´90er.
Das dezent wehmütige ´Come to the Ritual´ hält als für die ganze Platte repräsentative Nummer her, denn hier kommt Mainman Gypsy Re Beths glockiges und mitunter sympathisch zittriges Mittenregister als Sänger herrlich zur Geltung. Auf der Gitarre scheint er bisweilen um sein Leben zu solieren, bzw. seine Leads zeichnen sich durch eine hohe Detailverliebtheit aus.
Die Rhythmusgruppe agiert weitestgehend straight, doch klug platzierte Breaks machen die Chose auch ein Stück weit proggy, wie insbesondere ´Winds of Fire´ und ´Never Look Back´ - beide leicht überlang - inklusive akustischer Intros und Zwischenpassagen belegen.
FAZIT: Wer die englischen RITUAL bisher nicht auf dem Schirm hatte (absolut verständlich), bekommt hiermit eine feine Gelegenheit (limitiertes Vinyl obligatorisch), sich mit ihrem immer noch unbedingt hörenswerten späteren Werk auseinanderzusetzen. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/62e62762d37c4f90a692fd844e9e27cb" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.04.2021
Phil Mason
Gypsy Re Bethe
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High Roller / Soulfood
52:38
30.04.2021