Singer-Songwriterin Samantha Fish hat sich ihr neues Album von Produzent Martin Kierszenbaum (Lady Gaga, Sting) eine ganze Ecke moderner in Szene setzen lassen als den Vorgänger "Kill or Be Kind" (2019), was von den ersten Takten des selbstbewussten Stampfers ´Faster´ (Garage Rock an der Basis, darüber viele synthetische Spurenelemente, so wie es Britney Spears einst mit ´I Love Rock´n´Roll´ vormachte) an deutlich wird.
Aufs kompositorische Konto des Klangzauberers gehen immerhin acht der zwölf neuen Songs, was ein bisschen widersinnig anmutet, wenn man bedenkt, dass Fish das Material auf der inhaltlichen Ebene ins Zeichen der Selbstverantwortung und -bestimmung stellt. Andererseits weckt "Faster" aber auch nicht den Eindruck, sie würde sich in stilistischer oder menschlicher Hinsicht verstellen.
Unabhängig davon ist die Scheibe wie zu erwarten ein Fest für angehende Studio-Tüftler, denn Kierszenbaum hat ein wahnsinnig detailreiches Soundszenario erschaffen, in dem mehr oder weniger sämtliche Pop- und Rock-Genres mit einer ausdrucksstarken Stimme verschmelzen. ´All Ice No Whiskey´ etwa kombiniert Eighties-Disco-Funk-Synthesizer mit breitbeinigen Klampfen, und auch der artifizielle Bass-Puls der ersten Single ´Twisted Ambition´ stammt aus den Tanztempeln jener Ära.
Ansonsten stehen natürlich die Vocals im Vordergrund, wobei Fish mit der eigentlich relativ klassischen Ballade ´Loud´ mit Avant-Rapper Tech N9ne am zweiten Mikrofon ein kleiner Coup gelungen ist; die Überkreuzung von bissigem Sprechgesang mit sich langsam hochschaukelndem Traditions-Rock trägt epische Züge und sollte zumindest in den Vereinigten Staaten hohe Wellen schlagen, falls das Label dort alles richtig macht.
Hierzulande dürfen sich die Pop-Liedermacher und -Produzenten unterdessen mehrere dicke Scheiben von "Faster" und seinen SchöpferInnen abschneiden; auf so niveauvolle Weise drängelt sich in Deutschland oder überhaupt Europa nämlich selten irgendjemand in die Charts.
FAZIT: Edel-Pop-Rock mit aufregenden Arrangements, Ohrwurmmelodien und einem künstlerischen Anspruch, der die leichte Verdaulichkeit nicht beeinträchtigt - Samantha Fishs Schulterschluss mit einem Pop-Schwergewicht als Songwriter und Producer ist uneingeschränkt gelungen. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/5ff68f5b70734ee998f4704d9ca286a0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.09.2021
Diego Navaira
Samantha Fish, Hannah Brier
Martin Kierszenbaum
Martin Kierszenbaum
Josh Freese, Martin Kierszenbaum
Rounder-Concord / Universal
42:58
10.09.2021