Im Lauf der Jahre seit ihrem 2009 erschienenen Debüt "Vorunah", das ursprünglich als Soloalbum des Namengebers der Band gedacht war, haben SARKE unterschiedliche stilistische Schwerpunkte gesetzt. Das Pendel, das am Black-Metal-Uhrwerk seither zwischen Vintage-Hardrock, prototypischem Heavy Metal und psychedelischem Doom ausschwang, hat sich 2021 auf knorrigen Prog eingenormt.
Der siebte Longplayer der Norweger wurde in teils umbesetzter Formation aufgenommen, was aber wohl kein Grund für die neue Fokussiertheit sein dürfte; neben Mastermind Thomas "Sarke" Berglie (Khold, Tulus), der einen Darkthrone-Hälfte Nocturno Culto und Gitarrist Steinar Gundersen (Spiral Architect!) sind derzeit auch El-Caco-Organist Anders Hunstad sowie der ehemalige Enslaved-Trommler Cato Bekkevold zu hören.
In produktionstechnischer Hinsicht wurde der Combo von einem der Extrem-Metal-Experten schlechthin - Børge Finstad, unter anderem Borknagar, Mayhem, Extol - und Lars-Erik Westby unter die Arme gegriffen, dessen von der Wave-Band Surferosa geschultes Ohr ein luftiges Klangbild garantierte. Nicht zuletzt deshalb darf man die Scheibe noch weiter in den Prog-Nimbus rücken als ihre beiden Vorgänger.
Die anfängliche Ein-Mann-Armee, die seit "Gastwerso" (2019) mit dem Fuß am Bremspedal agiert, behält ihren schleppenden Duktus nun weniger sklavisch bei. Das eröffnende ´Bleak Reflections´ ist auf seine treibende Art diesbezüglich wegweisend und rangiert gemeinsam mit dem Stakkato-Finsterling ´Funeral Fire´ sowie dem melancholischen ´Glacial Casket´ auf der Augenhöhe aktueller Enslaved, ohne nur ansatzweise wie ein Abklatsch zu klingen.
Stattdessen ist "Allsighr" auf seine ureigene Weise fantasie- und stimmungsvoll, fortschrittlich und anachronistisch zugleich - mehr Artrock denn je und Anführer einer Liga für sich!
FAZIT: Im Schatten der Szene-Platzhirsche Enslaved und in Ermanglung längerer Konzerttourneen werden SARKE ein Geheimtipp bleiben, doch ihr neues Album ist eine Perle, die aufs Neue beweist, wie spannend Rockmusik mit "progressivem" Anspruch sein kann, wenn ihre Wurzeln auf extremen Metal zurückgehen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/49d9b160a95c4e949bce7867bfd1df8b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.10.2021
Sarke
Nocturno Culto
Steinar Gundersen
Anders Hunstad
Cato Bekkevold
Soulseller / Membran
41:19
05.11.2021