So sieht sie also aus, diese Neue Welt – mit den Augen und Ohren von SAVAGE BEAT betrachtet! Nicht wirklich einladend, wenn man den Song-Text, der zugleich als Titel für das Album herhalten muss, und ganz speziell den Refrain betrachtet: „This is a new world / And I belong to the old / This is a new age / And I don't feel at home“, aber trotzdem echt tanzbar.
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Ja, dieser Titelsong entstand aus der puren Wut darüber, dass in der holländischen Hauptstadt Amsterdam, aus der auch die Mitglieder der Band, welche zuvor bei WANDERLUST und LORDS OF ALTAMONT aktiv waren, kommen, im Rahmen der immer stärker um sich greifenden Gentrifizierung die wirklich coolen, sich dem puren Rock'n'Roll und Punk verpflichteten Bars und Clubs geschlossen und immer weiter in die Amsterdamer Außenbezirke abgedrängt werden. Doch mit einem Schlag erhielt der Song noch eine weitere Dimension, nämlich das pure Unverständnis darüber, dass man in dieser „Neuen Welt“ wegen einer Pandemie als erstes die Kunst- und Musik-Kultur plattmacht, so als hätte sie in unserer heutigen Zeit ihre Bedeutung, genau wie diese Clubs und Bars, verloren.
Welch schrecklicher Fehler solche Entscheidung ist, können wir ja gerade heutzutage stärker und stärker nachvollziehen, wenn sich hirnlose Querdenker rücksichtslos nicht nur an grundlegenden Regeln, die zum Schutz aller dienen sollen, sondern bei ihren Veranstaltungen auch immer wieder an Musik vergreifen, bei dem sich einen die Fußnägel hochrollen. Ein weiterer Beweis dafür, dass mit mangelndem Hirn auch ein mangelndes Gehör einhergeht.
Und auch die weiteren vier Stücke über eine mörderische Zeit, die Vereinigung der Narren oder die Vergeudung und Bars in der Stadt, die einem nicht wirklich zum Verweilen einladen, versprühen nicht gerade Optimismus und Lebensfreude. So weit gehen SAVAGE BEAT in ihrer neuen Welt eben doch nicht, dass sie als fröhlich musizierende (Über-)Lebenskünstler daherkommen.
Bei „Trapped“, das übrigens textlich ebenfalls hervorragend zum Konzept des Albums passt, das sich um eine neue Welt dreht, die deutlich weniger einladend als die alte ist, handelt es sich zudem noch um das Re-Recording des alten, für SAVAGE BEAT schon als Kult-Song geltenden Titels: „You ain't got time to live your life / Gotta live by the rules of the tribbe...“
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Sie sind wirklich echte Rebellen, die fünf holländischen Jungs, die 2016 als Fun-Street-Oi!-Punk-Kapelle starteten – und damit auch mit ihrer bunten Musikmischung aus hymnischem, gesellschaftskritischen Punk der besten CLASH-Zeiten, aber auch Power-Pop und etwas ZZ TOP-KISS-70/80er-Jahre-Glam-Rock-Flair ideal bei einem Label, das sich Rebellion Records nennt, aufgehoben sind.
Und mit der Hilfe des Labels ist dann auch für alle noch haptisch veranlagten Musikhörer und -sammler eine ganz großartige Vinyl-EP herausgekommen, die (wortwörtlich) einerseits mit Musik und andererseits mit bildnerischer Kunst aufwartet, denn auf der A-Seite gibt es die vier neuen plus die Neuaufnahme eines alten Songs in bester Vinyl-Qualität zu hören, während auf der B-Seite ein Screenprint mit Logo und Schriftzug von SAVAGE BEAT zu bewundern ist.
Und damit einem auch alle Wünsche erfüllt werden, gibt’s gleich noch eine Textblatt samt ganzseitigem Band-Foto und den Download-Code für die digitale Version mit dazu.
Da bleiben wirklich keine Wünsche offen – echt gut gemacht und natürlich jede Menge Neugier darauf weckend, womit uns SAVAGE BAND als nächstes überraschen werden. Hoffentlich mal mit einem echten Longplayer!
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FAZIT: Retro trifft auf Moderne – Punk auf Rock und Roll auf Pop und Glam auf harsche Kritik an einer Zeit, die so wenig bereit für Musik und Kultur und Handgemachtes ist, dass einem angst und bange wird. Das alles ausgelöst durch eine Pandemie, aber von solchen beeindruckenden Musikern wie SAVAGE BEAT, die mit ihrer herrlichen Vinyl-EP "New World", bestehend aus einer Musik- und einer Kunst-Seite, auf den Punkt bringen. Der holländische Fünfer, der mit dieser Punk-Pop-Rock-Mischung zwischen CLASH und Rebellion nicht zum fliegenden Holländer sondern zum holländischen Überflieger wird.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.04.2021
Rogier
Marko
Steven, Jim, Paul, Tony Slug
Lionn
Rebellion Records
15:28
19.02.2021