Zurück

Reviews

Texel: Metropolitan

Stil: Instrumentaler Progressive Rock

Cover: Texel: Metropolitan

Endlich mal wieder ein Prog-Rock-Instrumental-Album (bis auf eine vokale Ausnahme mit dem großartigen Gesang von TIGER MOTH TALES-Oberhaupt PETER JONES), das anno 2021 genau das Gefühl beim Hören entwickelt, welches so etwa 50 Jahre zuvor FOCUS, FLOCK, EKSEPTION oder WEATHER REPORT und CHICK COREA mit RETURN TO FOREVER zu verbreiten wussten. Nur sollte man sich auf keinen Fall von dem komplett unpassenden futuristischen Cover mit der 'Medusa der Zukunft in Kampfmontur'-Motiv abschrecken lassen. Auch wenn der Titel „Metropolitan“ natürlich deutliche Bezüge zu Metropolis herzustellen versucht, so ist die Musik darauf doch eher in Atlantis als in Metropolis angesiedelt.

<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/FmIsdX3r3Kc" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

TEXMEX wurden vom dänischen Ausnahme-Keyboarder STEFFEN STAUGAARD und dem englischen Gitarristen NEIL GOWLAND, der seine Gitarre sehr gerne mal nach JAN AKKERMAN, dann wieder nach CARLOS SANTANA (bestes Beispiel hierfür: „Sweynssons Slumber“) klingen lässt, gegründet. Offensichtliche Absicht dahinter: Instrumentale Musik zu schaffen, die den Geist der Siebziger mit jeder einzelnen Note atmet und noch dazu den unterschiedlichsten Flöten einen breiten Spielraum einräumt, dabei aber nicht etwa nach JETHRO TULL, sondern vielmehr nach FOCUS klingt, woraus sie schon bei dem Titel ihres 2019er-Erstlingswerk „Zooming Into Focus“ keinerlei Hehl machten. Und wenn dann auf gleich vier der insgesamt 11 Stücke auch noch der spätere FOCUS-Gitarrist NIELS VAN DER STEENHOVEN auftaucht, ist die musikalische Fahrtrichtung klar. Eine wunderbare für alle, die nicht nur ihre alten FOCUS-Scheiben immer mal wieder aus dem Plattenschrank holen, sondern die sich auch heute noch auf die schwere Suche nach Bands begeben, die ähnlich wie die progressiven und sogar jodelnden Holländer klingen. Mit TEXEL jedenfalls haben sie eine ausgezeichnete Variante, auch wenn die komplett auf's Jodeln verzichten, gefunden.

Übrigens darf sich auch der ehemalige Ostblock erfreut zeigen, wenn er eine der stärksten ungarischen Jazz-Rock-Bands namens FERMATA oder die tschechischen COLLEGIUM MUSICUM und MODRY (bzw. BLUE oder M) EFFECT um Jazz-Rock-Gitarristen RADIM HLADIK oder ansatzweise auch die polnischen SBB kennt und mag, denn genau hier eröffnen einem TEXEL die Vor-dem-Eisernen-Vorhang-Variante, welche damals dahinter während der gruseligen Zeit des Kalten Krieges ungeheuer beliebt war. Auch weil diese Musik bis zum Mauerfall ein Fenster in die Freiheit bedeutete, das innig geliebt wurde. Eine Liebe, die man nunmehr gerne mit TEXEL auch im Jahr 2021 leidenschaftlich ausleben kann. Zudem bekommt man mit dem von PETER JONES gesungenen „Voluspa“ gleich noch einen vokalen Prog-Rock-Song dazu, der locker den ganz großen Stücken der damaligen Zeit standhält.

<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/UeIe7c2hdnk" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

FAZIT: Der dänische Keyboarder und Kopf hinter TEXEL liebt besonders eine holländisch Band: FOCUS. Mit dem zweiten Album „Metropolitan“ läuft das multinationale Quintett samt illustrer Gäste (PETER JONES, MARCO MINNEMANN usw.) zu ganz großer Form auf, wobei sie ihren FOCUS auf FOCUS nie verlieren, aber trotzdem beständig weitreichende progressive bis leicht angejazzte Instrumentalmusik schaffen, deren Ursprünge unüberhörbar in den Siebzigern liegen.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.08.2021

Tracklist

  1. Ludo Mentis
  2. Metropolitan
  3. Syncopia
  4. Sweynsson's Slumber
  5. Voluspa
  6. Polka Magyar Akta Mùsicâ
  7. Metamorphoses
  8. Tuileries
  9. Flute In Rhapsody
  10. Texel
  11. Nocturne Epiphanie <b>(Bonus Track)</b>

Besetzung

  • Bass

    Phil Wood, Gary Thistlethwaite

  • Gesang

    Peter Jones

  • Gitarre

    Neil Gowland, Niels van der Steenhoven

  • Keys

    Steffen Staugaard

  • Schlagzeug

    Max Saidi, Marco Minnemann

  • Sonstiges

    Thorstein Q. Hemmet, Kazumi Suzuki, Bárbara Bolívar (Flöten)

Sonstiges

  • Label

    Eigenpressung/Just For Kicks

  • Spieldauer

    63:49

  • Erscheinungsdatum

    21.05.2021

© Musikreviews.de