Bei BRIDES OF THE BLACK ROOM handelt es sich um ein Künstlerkollektiv, das sich ideell von der paternalistischen Kultur des globalen Westens abgekoppelt hat und die Urmutter zu ihrem inhaltlichen Programm macht. Auf die unbetitelte erste EP der Gruppe folgt nun in Form von "Blood & Fire" eine LP, die im zeichen elektronisch verbrämter Rockmusik im weitesten Sinn steht.
Die Band um Ginger Kahn (bürgerlich Tom Åsberg, auch bei dem mysteriösen Projekt Priest tätig), Carolina Lindahl (ehemals The Operating Tracks) sowie Lea Alazam, die auch in bei den Retro-Rockern Besvärjelsen singt und früher live bei Rein auf dem Drum-Hocker saß, verschränkt Dark Wave an der Schnittstelle zwischen den alten (In The Nursery, Cocteau Twins) und neueren Spielarten (Black Tape For a Blue Girl, Lycia) mit passenderweise ebenfalls finsterem Synth Pop, den man aufgrund der dominanten Frauenstimmen beispielsweise mit den Ungarn Black Nail Cabaret vergleichen kann.
Bereits der im letzten Drittel orchestral aufgebauschte Ohrwurm ´Fire Disciple´ zu Anfang deutet aber darauf hin, dass es die schwedische Gruppe bombastischer angehen lässt, wobei etwa das androgyne ´Mother Mother´ Assoziationen zu Placebo hervorruft und sowohl die zweite Vorab-Single ´Blood´ als auch der Antreiber ´Sirens´ in Diskotheken an Nostalgie-Themenabenden entführen. Die Klanglandschaften, die BRIDES OF THE BLACK ROOM aufspannen, sind dabei nicht zwangsläufig kalt, wie man es in diesem stilistischen Spektrum erwarten könnte; dröhnende Synthesizer und Bässe sind tendenziell eher den tiefen Frequenzen und demnach pulsierenden Grooves zugetan, als dass lange Melodiebögen ihr Metier wären.
Die meistens minimalistischen Hooks wirken dafür jedoch umso eingängiger und setzen der ausladenden Art des Komponierens, die das Kollektiv für sich gepachtet hat, etwas Griffiges entgegen.
FAZIT: Gothic Pop bis Rock mit etlichen Klangnuancen zwischen Dead-Can-Dance-New-Age, Eurythmics-Art-Pop und Sisters-Of-Mercy-Gruft-Hits - BRIDES OF THE BLACK ROOM dürften mit ihrer süchtig machenden Mischung auch über Finster-Szene-Grenzen hinaus etliche Hörer finden, falls ihr Debütalbum ordentlich vermarktet wird. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/9978667159ea4a63b133c9b37b4b60c0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2021
Ginger Kahn, Carolina Lindahl, Lea Alazam
Icons Creating Evil Art / Rough Trade
45:50
01.10.2021