Die beiden nicht erst seit gestern aktiven Musiker Død und Vald bilden das Black-Metal-Duo VALDAUDR und haben mit Gast-Trommler Rune ihr erstes Album "Drapsdalen" aufgenommen, mit dem sie sich für die goldene Pechfackel für die knorrigste Black-Metal-Aufnahme des Jahres 1995 bewerben. Was denn, wir schreiben bereits das Jahr 2021? Sorry, das ist diesem Einstand nun wirklich nicht anzuhören!
Der Album-Opener "Liket Skulle Vaert Brent" klingt zunächst dem Helrunar-Demo-Kracher "Ich bin die Leere" verblüffend ähnlich, biegt jedoch kurz darauf auf einen eigenen Trampelpfad durchs finstere Unterholz, auf dem alles noch ein bisschen räudiger und primitiver erscheint als bei den Deutschen, deren Eingängigkeit die Norweger in nichts nachstehen. VALDAUDR ist anzuhören, dass sie 100% wissen, wie ihre Musik (nicht) klingen soll - "moderne" Elemente sind auf "Drapsdalen" abstinent. Lächerlicher Firlefanz, in dem sich unzählige Bands verlieren, wenn sie einen "künstlerischen Reifeprozess" vollziehen, wird stets hurtig umschifft, und alles klingt so frisch und verwegen, dass mich die Info, dass es sich hierbei um wiederentdeckte Aufnahmen handelt, die vor über 20 Jahren verloren wurden, kaum irritieren würde. Jedenfalls preschen VALDAUDR auf der Albumlänge von knapp 40 Minuten durchweg geradlinig voran, lassen es vor allem grimmig krachen, flechten hier und da allerdings auch stolze und melancholische Zwischentöne ein, die den Songs den nötigen Tiefgang verleihen. Im Titelsong klingt in der epischen Melodieführung traditioneller Heavy Metal an, und im das Album beschließenden Wander-Lied "Kom, Bestig Vaare Fjell", eingeleitet mit typischen Akustikgitarren-Klängen, wird schließlich Storm (Nor) auf so erhabene Weise Tribut gezollt, wie es außer den Landsleuten von Myrkraværk niemandem gelingt. Der Gesang wird nur dort variiert, wo es atmosphärisch wirklich passt. Auf der Wanderroute durchs Drapsdalen begegnen wir an bald jeder Wegkehre bekannten Gestalten: Hier der mit Angelrute bewaffnete Nocturno Culto, dort der Moonfog-Satyr, kurze Zeit später Svartalv, und waren da zwischen den Baumstämmen nicht sogar die Schemen von Immortal zu erkennen?
Auch sonst erweckt nicht ein einziges Detail dieser Veröffentlichung den Eindruck, dass es sich um eine Produktion dieser Tage handelt, weder das grau-schwarze Cover mit dem ikonisch bewaffneten Waldwichtel, der auf Christenhatz geht, noch die kaum lesbaren und alles andere als ansprechend gesetzten Songtexte im dünnen Booklet. Manch einer mag das lieblos und dürftig finden, doch es passt auch wie der sprichwörtliche Ars*** auf den Eimer.
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FAZIT: An "Drapsdalen" werden sich die Geister scheiden. Wer rumpeligen Nordischen Black Metal in all seiner hinterwäldlerischen Widerborstigkeit nicht prinzipiell verachtet, der mag dieses Debüt aufgrund seines authentischen Neunziger-Spirits rasch schätzen lernen. Für brave Kirchgänger und neuzeitliche Musikfreunde, die saubere Klänge und Abwechslungsreichtum bevorzugen, erweist sich dieser famose Einstand hingegen als besonders hinterhältiges Ärgernis.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.05.2021
Død
Vald
Død
Rune
Soulseller Records
38:01
26.02.2021