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Van Der Graaf Generator: H To He Who Am The Only One (1970) – 3-Disc Special Edition

Stil: Progressive- und Jazz-Rock, Kult

Cover: Van Der Graaf Generator: H To He Who Am The Only One (1970) – 3-Disc Special Edition

<b>„Musikalische Pioniere, Grenzgänger, Visionäre. Wild, schön, experimentell, beständig.“</b> (Begleittext zu den remasterten Neuveröffentlichungen von den VAN DER GRAAF GENERATOR Alben der Charisma-Records-Jahre)

Wenn es eine Band gibt, die im Bereich des Progressive Rock noch immer – wahrscheinlich wegen ihrer extrem experimentellen Art im Umgang mit der Musik, den finster-bedrohlichen Texten und dem massiven Einsatz von gänzlich verrückt gespielten Blasinstrumenten sowie einem Sänger, der sich stimmlich keinerlei Grenzen beim Intonieren seiner schaurigen Visionen setzt – viel zu sehr unterschätzt ist und leider viel zu selten in einem Atemzug mit KING CRIMSON, PINK FLOYD, GENESIS, YES und EMERSON, LAKE & PALMER ausgesprochen wird, dann ist das VAN DER GRAAF GENERATOR!

Doch es musste wohl insgesamt 54 Jahre dauern, bis dieser britischen, in Manchester gegründeten Ausnahme-Band, welche sich nach einer Apparatur zur Erzeugung hoher elektrischer Gleichspannungen benannte und die längst Kult sein sollte, genau die Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, welche sie bereits in dieser Form spätestens seit Ender der 70er-Jahre und neun großartigen Alben – eins davon live – verdient hätte. Jetzt aber geht es tatsächlich in die Vollen rund um die 70er-Jahre-Veröffentlichungen von VAN DER GRAAF GENERATOR. Voller Liebe und Leidenschaft und mit viel Fachverstand sowie einem klugen Händchen werden anno 2021 die VDGG-Jahre bei Charisma Records so umfangreich wie noch nie aufgearbeitet – für den Fan garantiert unvorstellbar und eine riesige Fundgrube, die das Herz höher schlagen und die Ohren gehörig schlackern lassen werden. Denn nunmehr erwartet den VDGG-Freund <a href="http://www.musikreviews.de/news/Sensationelle-Riesen-Box-von-VAN-DER-GRAAF-GENERATOR-/4851/" target="_blank" rel="nofollow">eine gigantisch-luxuriöse 20 Disc Box</a> sowie von insgesamt vier Alben, welche wir euch alle nach und nach vorstellen, die als Digipak-3-Disc-Sets samt 24-seitigem Booklet mit vielen Fotos und ausführlichem Begleittext sowie voller Boni und als Höhepunkt jeweils einer Audio-DVD, welche das jeweilige Album im High Resolution 5.1 Surround Sound Mix und New Stereo Mix sowie Original Stereo Mix enthält, zusätzlich neben der Riesen-Box veröffentlicht werden.

Von PETER HAMMILL bereits im Jahr 1967 gegründet und mit einer noch unausgegorenen „The Aerosol Grey Machine“ (1969) auf dem LP-Markt startend, kam es schon kurze Zeit später zum großen Umbruch. Nur Hammill verblieb in der Band und holte sich neue Musiker, die dem ganzen Sound ein gänzlich neues Gesicht zwischen Prog und Jazz verliehen, an seine Seite und fuhr einen Plattenvertrag mit Charisma Records – genau das Label mit dem 'Verrückten Hutmacher' aus 'Alice im Wunderland', welches GENESIS, THE NICE, BIRTH CONTROL, ATOMIC ROOSTER, LINDISFARNE und viele andere unter Vertrag hatte – ein, der den Musikern und ihren verrückten Ideen, die denen des verrückten Hutmachers verdammt nahe kamen, wohl keine Grenzen setzten. So kamen in den acht gemeinsamen Jahren zwischen VAN DER GRAAF GENERATOR und Charisma Records unsagbar faszinierende Alben, beginnend mit dem gruseligen, sich um Weltuntergang und Hexenverbrennung drehenden „The Least We Can Do Is Wave To Each Other“ (1970) heraus, die jedes für sich eine eigene Geschichte des Progressive Rocks schreibt.
Höchste Zeit also, diese alte Geschichte(n) auf höchstem Niveau und unter Einbeziehung aller technischen Möglichkeiten neu erklingen zu lassen und Erinnerungen zu wecken, die nicht nur 'alten Säcken' Augen und Ohren öffnen werden.

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Beginnen wir also mit dem ersten der insgesamt vier neu veröffentlichten VDGG-Alben, das nunmehr aus zwei CD's und einer DVD besteht, und wahren dabei die chronologische Reihenfolge im Rahmen diese 3-Disc-Edition:
„H To He Who Am The Only One“ aus dem Jahr 1970, welchem in seiner Benennung – warum auch immer – die 'sonnige Umwandlungsformel' von Wasserstoff in Helium, welche komplett auch im Inneren des Albums nachzulesen ist, zugrunde liegt, wurde von den Original-Masterbändern neu gemastert, mit einer neuen Stereo-Abmischung sowie einer 5.1-Surround-Sound-Mischung durch Stephen W. Tayler versehen und um vier Bonus-Titel erweitert.
Der Klang, speziell auch der Surround-Sound, dieses zweiten VDGG-Studio-Albums unterm Charisma-Label ist tatsächlich unfassbar gut, verleiht der Musik mitunter ein echt neues Hörerlebnis – und der Kritiker dieser Zeilen, der in der DDR mit der VDGG-Musik aufwuchs und 130 Ostmark auf dem Schwarzmarkt für genau dieses Album bezahlte, das er unzählige Male bis zum schlimmsten Knistern hörte und von dem er natürlich auch die verschiedenen Ur- und Master-CD-Versionen besitzt, weiß, wovon er hier schreibt – das wohl auch zukünftig kaum noch hörbar zu verbessern ist. Selbst die digitale Surround-Abmischung überzeugt, was kein Wunder ist, denn die vielen Sound-Facetten, besonders die Saxophon-Passagen, der britischen Prog-Zauberer bieten jede Menge Möglichkeiten, die Instrumente und den Gesang gezielt über und durch die verschiedenen Boxen 'wandern' zu lassen.

Auch die Bonus-Beigabe, bei der allerdings die ersten beiden Stücke schon auf der ersten remasterten CD-Ausgabe enthalten waren und bei den Surround-Abmischungen keine Berücksichtigung finden, sind beachtlich. Diese frühen Versionen von „Killer“ und „The Emperor In His War Room“ offenbaren dem Hörer einen deutlich zurückhaltenderen Hammill.
Noch beachtlicher aber sind die letzten beiden Boni, welche bisher noch nicht veröffentlich wurden und die VDGG-Aufnahmen vom 12. Oktober 1970 bei den 'Top Gear'-Sessions von BBC Radio One enthalten.

„H To He Who Am The Only One“ ist ein besonders finsteres Album der Briten – musikalisch wie textlich. Das macht schon der mörderische Album-Opener „Killer“ klar, der offensichtlich tiefe Depressionen verarbeitet, welche sich um eine zu Grabe getragene Liebe drehen und man nicht genau nachvollziehen kann, ob dies auch ein 'echtes Morden' zur Folge hat.
Typisch Hammill – bei solchen Texten muss man sich seine finstersten Gedanken über jeden metaphorischen Tellerrand hinaus selber machen. Zu welchem Ergebnis man dabei kommt, liegt am eigenen Gefühlszustand. Der von Hammill jedenfalls ist recht eindeutig. Eine Frohnatur würde definitiv anders klingen.

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Mit „A House With No Door“ enthält das Album zudem noch eine der schönsten und traurigsten Balladen, welche VDGG je zustande brachten: „You call my name but it sounds unreal, I forget how I feel, my body's rejecting the cure…. Won't somebody help me….?“

Natürlich stehen VAN DER GRAAF GENERATOR, wenn man schon nach musikalischen Leitbildern hinter ihrer Musik sucht, einer Band wie KING CRIMSON, die gerade erst auf ihrem Debüt-Album den „21st Century Schizoid Man“ auf die Musik-Welt losgelassen hatten, am nächsten. Wie nah, darf man dann sogar auf dem Neunminüter „The Emperor In His War Room“ nachhören, in dem das KC-Oberhaupt ROBERT FRIPP umfangreiche Gitarren-Soli beisteuert.
Übrigens enthält die 3-Disc-Edition, wie bereits erwähnt, auch als Bonus die ursprüngliche Erstaufnahme von „The Emperor In His War Room“, die etwas kürzer ist und bei der ROBERT FRIPP als Gitarrist fehlt. Diese Aufnahme wurde durchgängig im Studio 'live' eingespielt und ohne Overdubs veröffentlicht.

Genauso faszinierend und geheimnisvoll wie die Musik ist auch das Cover zum Album, das von dem damals in der progressiven Musik-Szene schwer angesagten PAUL WHITEHEAD gestaltet wurde und den Titel „Birthday“ trägt. Whitehead hatte fast parallel zu dieser Veröffentlichung schon GENESIS' „Trespass“ gestaltet und ließ diesen noch „Nursery Crime“ und „Foxtrot“ folgen. Cover, welche in der weiteren Historie der LP-Gestaltungskunst des Progressive Rock maßgeblichen Einfluss hatten und in keinem Art-Cover-Nachschlagewerk fehlen sowie viele andere Künstler intensiv bei ihren eigenen Arbeiten beeinflussten.

FAZIT: „H To He Who Am The Only One (1970) – 3-Disc Special Edition“ von VAN DER GRAAF GENERATOR ist das erste und zugleich älteste Album (aus dem Jahr 1970), das im Rahmen der großartigen Veröffentlichungsoffensive „The Charisma Years 1970-78“ als eine hochwertige Version erscheint, die aus zwei CD's mit verschiedenen Stereo-Mixen plus Bonustiteln sowie einer DVD mit Surround- und digitalen Stereo-Abmischungen besteht. Verpackt sind die drei Tonträger in einem vierflügeligen Digipak samt einem 24-seitigen Booklet voller Fotos und umfangreichem Begleittext. Ein unverzichtbares VDGG-Album in einer neuen, für alle Fans von VDGG unverzichtbaren Version, die aus dem 1970er-Album klanglich das Letzte herausholt und mit der 5.1-Surround-Abmischung zugleich ein völlig neues Hörerlebnis offenbart.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.09.2021

Tracklist

  1. <b>CD 1 = The Original Stereo Mix Remastered =</b> (82:52):
  2. Killer
  3. House With No Door
  4. The Emperor In His War Room
  5. Lost
  6. Pioneers Over C
  7. <b>Bonus Tracks:</b>
  8. = First Versions =
  9. Killer
  10. The Emperor In His War Room
  11. = BBC Radio One 'Top Gear' Session, 12th October 1970 =
  12. Killer
  13. Lost
  14. <b>CD2 = The New Stereo Mix =</b> (47:23):
  15. Killer
  16. House With No Door
  17. The Emperor In His War Room
  18. Lost
  19. Pioneers Over C
  20. <b>DVD = High Resolution 5.1 Surround Sound Mix / New Stereo Mix / Original Stereo Mix =</b> (143:00):
  21. Killer
  22. House With No Door
  23. The Emperor In His War Room
  24. Lost
  25. Pioneers Over C

Besetzung

  • Bass

    Nic Potter, Hugh Banton

  • Gesang

    Peter Hammill, Hugh Banton, David Jackson

  • Gitarre

    Peter Hammill, Robert Fripp

  • Keys

    Hugh Banton, Peter Hammill

  • Schlagzeug

    Guy Evans

  • Sonstiges

    David Jackson (Alt-, Tenor- und Bariton-Saxophon, Flöten)

Sonstiges

  • Label

    Virgin Records/Universal Music

  • Spieldauer

    CD’s - 130:15 / DVD - 143:00

  • Erscheinungsdatum

    03.09.2021

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