„Foxhole Prayers“, das letzte Album der texanischen Songwriterin VANESSA PETERS, war ein, entsprechend des Titels, auf sich selbst bezogenes Folkpop-Album mit Protestsong-Appeal.
Frei nach dem Motto: „Warum soll ich immer das gleiche Album machen?“, sollte das neue Werk „Modern Age“ in eine andere Richtung gehen.
VANESSA hatte einen Stapel neuer Songs geschrieben und teilweise bereits mit ihrer italienischen Touringband als Demos aufbereitet, als es daran ging – mit der Energie der gerade beendeten Tournee durch ihre zeitweise zweite Heimat Italien ins Studio zu gehen.
Eigentlich sollten die Aufnahmen im Anschluss an einen Auftritt bei SXSW in Texas stattfinden. Dummerweise gerieten VANESSA und ihre Musiker aber ausgerechnet in Italien in den ersten Corona-Lockdown und konnten nicht mehr in die USA gelangen. Man machte also das Nächstbeste, verschanzte sich in einem Farmhaus in Castiglion Fiorentino, wo VANESSA eine Zeitlang selbst gelebt hatte, und arbeitete dort das neue Material gemeinsam aus. Das führte dann zu einer bemerkenswerten Ausweitung des Klangbildes und eine Abkehr von den „üblichen“ Americana-Roots, welche VANESSA bislang präferierte. Stattdessen gibt es nunmehr Indie-Rock und -Pop mit Garage-Flair und einer spielfreudig ausgelebten, rauen Seite, die man gelegentlich auf ihren Konzerten zwar erleben durfte, welche aber auf ihren Studioproduktionen bislang kaum eine Rolle spielte.
Die Rock-Elemente des Albums kommen dabei übrigens hauptsächlich durch elektrisch verstärkte akustische Gitarren zustande – was der Sache einen zusätzlichen Kick verleiht.
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FAZIT: War VANESSA PETERS letztes Album noch ein politisch motiviertes Statement, das unter der dräuenden Last der Trump-Administration entstanden war, so breitet sie diesmal auf „Modern Age“ die gesamte Bandbreite ihrer Themen als klassische Storytellerin aus. So mokiert sie sich im Titeltrack über die Irrungen unserer modernen Zeiten, zeigt in „Make Up Your Mind“ dem Patriarchat den Stinkefinger, macht in „The Try“ Mut zum weitermachen/durchhalten, warnt in „Crazymaker“ vor toxischen Beziehungen und plädiert in „Yes“ dafür, sein eigenes Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Es gibt keine weltbewegenden Erleuchtungen oder Erkenntnisse – aber alles ist genau beobachtet, authentisch und somit absolut glaubwürdig und überzeugend.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2021
Juri Deluca
Vanessa Peters, Manuel Schicchi
Vanessa Peters, Manuel Schicchi
Alberto Serafini
Idol Records
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23.04.2021