Die vom Label angeführten Vergleiche mit Meshuggah und Tool wirken im Zusammenhang mit der doppelten Gitarrenspitze aus Daniel Bergrstrom und Calle Thomer - zwei Experten für ungebührlich selbstzweckmäßig komplexe Riffs - mehr als nur ein wenig Vermessen, denn: Konsens werden VILDHJARTA im Leben nicht mehr, auch nicht unter Fans von Djent, Mathcore und Co., die rhythmisch sperrige, atonale Musik gewohnt sind.
Blendet man „krumme“ Taktarten und Prog heuchelnde Keyboard-Klänge aus, kann man einige der 17 Tracks auf dem neuen Langspieler (im wahrsten Sinn des Wortes) der Gruppe genauso gut als zähen Death Metal bezeichnen, von dem wenig hängenbleibt. Die Sound-Dichte von „måsstaden under vatten“ überfordert, wohingegen Frontmann Vilhem Bladins Blöken auf Dauer langweilt, und von einem tiefgründigen Textkonzept kann man sich als Musiker nichts kaufen, weil man eben Songs statt Büchern schreiben soll.
Selbst die erwähnten Meshuggah, die sicherlich über die meisten Zweifel erhaben sind, weckten in der Vergangenheit hin und wieder den Eindruck, sich einfach auf Teufel komm raus verquere Rhythmen auszudenken, um die Nerd-Fraktion zu befriedigen, doch während ihr Wahnsinn meistens Methode zu haben scheint, erzeugen die kräftig ausschwingenden Saiten bei VILDHJARTA größtenteils heiße Luft. Die Stücke kommen in fast allen Fällen ohne nachvollziehbare Spannungsbögen oder selbst die minimalistischsten Leitmotive aus, obwohl das ganze ja einem inhaltlichen roten Faden folgen soll.
Nach so langer Wartezeit kann man ergo nur eines konstantieren: "måsstaden under vatten" ist eine bittere Enttäuschung.
FAZIT: Das nach genau zehn Jahren zweite Album der Schweden (zwischendurch erschien nur eine EP) ist ein überlanger, inhaltlich zweigeteilter Brocken, der ungeachtet gewollt stimmungsvoller Zwischenspiele und zu selten eingestreuter melodischer Gesangsparts an seiner konstruierten Unbeweglichkeit zu zerbrechen droht. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/69e41f7fbb0b4ffbaee145f2033e83e4" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.10.2021
Vilhem Bladin
Daniel Bergrstrom, Calle Thomer
Buster Odeholm
Century Media / Sony
80_08
15.10.2021