Knapp drei Jahre nach Veröffentlichung des bei Kritikern und Fans gleichermaßen hoch bewerteten Vorgängers „Earthrage“ sind die Melodic Rocker von W.E.T. zurück. „Retransmission“ heißt das neueste Werk aus der Schmiede der Mannen um Mastermind Erik Mårtensson, dessen Hauptband ECLIPSE das E zum Akronym W.E.T. beisteuert. Die beiden übrigen Buchstaben stehen für die jeweiligen Hauptacts der an diesem Projekt beteiligten Musiker, das „W“ für Robert Sälls WORK OF ART, das „T“ für TALISMAN, dem wohl wichtigsten Meilenstein in der Karriere Jeff Scott Sotos. Mit von der Partie sind zudem ECLIPSE Leadgitarrist Magnus Henriksson (Gitarre) und Robban Bäck (Schlagzeug), erweitert wurde das Line-Up im Zuge der Aufnahmen zu „Retransmission“ um Bassmann Andreas Passmark, der Mårtensson wohl ein wenig entlasten sollte, spielte Letzterer die Bassparts auf „Earthrage“ nämlich noch selbst ein.
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Eröffnet wird das gute Stück durch die bereits im November 2020 veröffentlichte Single „Big Boys Don´t Cry“, eine der wenigen Nummern, in der Erik Mårtensson einen Teil der Strophe für sich reklamiert, wohl auch, um direkt etwas ECLIPSE Feeling zu vermitteln. Überhaupt bleibt festzuhalten, dass Tausendsassa Mårtensson, der die neue Werkschau in bewährter Art und Weise perfekt und crispy produziert hat, dieses Mal auch unüberhörbar das Songwriting dominiert, was „Retransmission“ strenggenommen zu einem ECLIPSE Album mit Jeff Scott Soto als Gastsänger macht, ein Fakt, der aber in keiner Weise negativ zu bewerten ist, zumal das Ergebnis abermals meilenweit über dem Durchschnitt anzusiedeln ist.
Nach „The Moment Of Truth“, der mit ECLIPSE typischer Bassline startet und einen weiteren Melodic Rock Kehrvers der Extraklasse liefert, besticht „The Call Of The Wild“ als grandioser Melodic Hardrock Kracher mit dunkel-tiefgründigem Akustikgitarren Intro, fantastischem Gitarrenriff und perfekten Fill-Ins der Backing-Vocal-Fraktion (wer ist die stimmgewaltige Lady, Erik?), die dem Titel jene Unwiderstehlichkeit und Unverwechselbarkeit verleiht, um die Erik Mårtensson seit Jahren der Konkurrenz mehr als eine Nasenlänge voraus ist. Die Reprise des Intros am Ende des Songs ist ein Signature-Stilmittel des Songwriter-Genies, mit der der Track sein sensationelles Ende findet.
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Nach „Got To Be About Love“, der als zweite Single bereits seit einem Monat für Furore und Streams sorgt, folgt mit „Beautiful Game“ ein weiterer Hochkaräter, den Jeff Scott Soto mit seinem unverwechselbar rauchigen Organ abermals perfekt interpretiert. Natürlich werden typische MelRock Textphrasen und Plattitüden gedroschen (ready, steady, cannot go – throw away and lose control / this is it - no pain – no gain) aber hey: selten waren diese in besser zündende Hooks verpackt als auf „Retransmission“.
„How Far To Babylon“ gefällt mit intensivem Groove und Hochgeschwindigkeits-Solopart im Mittelteil, „Coming Home“ rockt als Ode an die ständig tourende Spielmannschar, „What Are You Waiting For“ nimmt als mächtige Power Ballade etwas an Tempo heraus, bevor „You Better Believe It“ - mit für Mårtensson typischer, dreifach wiederholter Textphrase - ein weiteres Bonbon auf die Zuhörerschaft wartet.
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„How Do I Know“ und der absolute Ohrwurm „One Final Kiss“ mit wiederum perfekten Backing Chören zum Niederknien beenden ein Album der Spitzenklasse.
FAZIT: W.E.T. sind auch mit „Retransmission“ Garanten für Melodic Hard Rock wie von einem anderen Stern. Erik Mårtensson unterstreicht einmal mehr seine Vita als unermüdlich-genialer Kopf, dessen Faible für hymnische Melodien, sowie der Fähigkeit, diese auch scheinbar wie am Fließband schreiben zu können, den Unterschied machen. „I had enough of this“ als ultimativer Chor im Rausschmeißer „One Final Kiss“ kann also in keiner Weise auf die Outputs des Schweden bezogen werden, denn hier muss die Maxime: gerne mehr davon! gelten.
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.02.2021
Andreas Passmark
Jeff Scott Soto, Erik Mårtensson
Magnus Henriksson, Robert Säll, Erik Mårtensson
Robert Säll, Erik Mårtensson
Robban Bäck
Frontiers Music Srl.
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22.01.2021