Auf ihrem neuen Album widmen sich WALDGEFLÜSTER inhaltlich ihrem Verständnis von Zugehörigkeit beziehungsweise Ortsgebundenheit, während musikalisch für sie bewährte Kost geboten wird. Die Münchner stehen auch 2021 für fantasievoll gestrickten (Post) Black Metal typisch deutscher Prägung mit muttersprachlichen Texten, geprägt von einer unaufgesetzten Innerlichtkeit und im aktuellen Fall auch unaufdringlichen Heimatverbundenheit abgesehen von jener Naturmystik, die scheinbar programmatisch ist für diesen stilistischen Bereich.
Nichtsdestoweniger gewinnt das Quintett seinem Subgenre frische Seiten ab, indem es quasi mit progressivem Anspruch komponiert. Heraus kommen Epen wie die drei im Zentrum stehenden und jeweils über zehn Minuten dauernden Fokuspunkte ´Im Ebersberger Forst´, ´Am Tatzlwurm´ und ´Mim Blick aufn Kaiser´, die nicht alle von längeren Zwischenspielen (´Am Stoa´ ist definitiv eins) aufgelockert werden.
Das gleichfalls kurze ´In da Fuizn´ entpuppt sich mit melodischem Gesang als Vorzeige-Nummer des Albums, das - wie passend - teilweise im Klangschmiede Studio E von Empyriums Markus Stock (der auch für Mix und Mastering verantwortlich zeichnete) aufgenommen wurde.
Die ehemals bei den Schweden Nordvis unter Vertrag stehende Band, die erst seit 2014 eine solche ist, nachdem sie bis zum dritten Album "Meine Fesseln" als Soloprojekt konzipiert war, punktet letztendlich mit vielen liebevoll eingewobenen akustischen Passagen mit Streichern, Piano, Schifferklavier und Cello, letzteres seitens Nostarion (Dämmerfarben, Folkearth), der neben Benjamin König (Bald Anders und Lunar Aurora, Keyboard) Austin Lunn von WALDGEFLÜSTERs Split-Partnern Panopticon sowie Sänger J.J. von Harakiri For the Sky zu den Gästen auf "Dahoam" gehört.
FAZIT: Nach "Mondscheinsonaten" (2019) dem Vorgänger von "Dahoam", bestätigen WALDGEFLÜSTER ihren Ruf als niveauvolle zeitgenössische Weiterdenker-Black-Metal-Combo, die sich in wohltuender Weise von der emotional mitunter zu schwülstig aufgeladenen Art verwandter Acts (Agrypnie, Anomalie, Karg) abgrenzt. Ihr sechster Longplayer ist das zweite thematisch in sich geschlossene Album seit dem Konzeptwerk "Femundsmarka – eine Reise in drei Kapitel" von 2011, bietet Einsichten, die man beim Flanieren im Freien gewinnt, und unabhängig davon eine Menge fesselnde Schwarzwurzelkunst, bei der man das Gras wachsen hört. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/97c9154a28a64862bfd1fd3083a868b1" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.09.2021
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