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White Void: Anti

Stil: Classic / Progressive Rock

Cover: White Void: Anti

Diese komplett neu aus dem Boden gestampfte Band ist auf dem Mist von Lars Are Nedland (Solefald, Borknagar) gewachsen, der hier als Hauptkomponist und Sänger fungiert. WHITE VOID beschreiben sich selbst als "eklektische Hard Rocker", was man so stehenlassen kann, wenn man damit Gruppen wie aktuell etwa Dool meint, die im Grunde total rootsigen Stoff spielen und dennoch mehr Aura, mehr Anspruch, mehr Tiefe bieten.

Classic Rock tut´s alternativ auch, aber wie dem auch sei: Die stilistische Herkunft der Mitglieder (Gitarrist Eivind Marum kommt aus der Nordic-Jazz-Ecke, Drummer Tobias Solbakk spielt bei Ihsahn, Bassist Vegard Kummen ist Electro-Produzent) garantiert von vornherein, dass dies keine Jedermann-Kapelle sein kann, sondern tatsächlich etwas für vornehmlich geschmäcklerische Typen … die dann auch Albert Camus lesen sollten, dessen Philosophie als textliche Basis für "Anti" diente.

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Direkte stilistische fallen auf den ersten Hör dieses Debüts schwer. Es handelt sich definitiv um traditionellen Rock mit fein ziselierten Gitarrenlinien und euphorischen Vocals, die den kompakten Kompositionen einen schwerelosen Charakter verleihen, zumal Lars alles andere als eine kraftvoll schmetternde Rampensau ist. Sein Vortrag hat vielmehr etwas Melancholisches, das die dichten Arrangements mit fest integrierter Orgel ein Stück weit aufbricht.

Nach dem einleitenden Ohrwurm 'Do. Not. Sleep' stellen WHITE VOID rasch klar, dass sie kein "one-trick pony" sind. 'There Is No Freedom But The End' schreitet königlich einher wie eine Mischung aus Lars´ Hauptband und Candlemass, ehe 'The Shovel And The Cross' als selbstverliebter Post Rock mit viel Hall überrascht und - quasi zum Überrumpeln - in Form von 'The Shovel And The Cross' das ruppigste Stück des Albums folgt.

Gleichwohl: Auch hier ist Nedlands die Welt umarmender Refrain der Dreh- und Angelpunkt, was umso mehr noch für den Uptempo-Swinger 'This Apocalypse Is For You' gilt. So kokettiert das Quartett ständig mit Genre-Stereotypen und bleibt doch etwas Eigenes.

Und klar ist auch, dass Prog-Ausflüge bei so viel Geschichtsbewusstsein nicht fehlen dürfen. Eivinds Gitarrenspiel in den beiden abschließenden Mini-Epen lässt ständig an The Devil´s Blood denken, auch wenn die Atmosphäre auf "Anti" eine andere - und gar nicht "anti" - ist.

FAZIT: Vielversprechendes, sehr leicht fassbares und trotzdem langfristig reizvolles Debüt einer halbwegs prominenten neuen Band, die sich in der Schublade "Classic Rock" gar nicht schämen muss, weil sie etwas individuell Neues in die Waagschale schmeißt. Jetzt auf die Bühnen der Post-Corona-Welt, ihr Säcke! <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/ead933e2fd92484bb47d3aa3838bbe5d" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.03.2021

Tracklist

  1. Do. Not. Sleep
  2. There Is No Freedom But The End
  3. Where You Go, You'll Bring Nothing
  4. The Shovel And The Cross
  5. This Apocalypse Is For You
  6. All Chains Rust, All Men Die
  7. The Fucking Violence Of Love
  8. The Air Was Thick With Smoke

Besetzung

  • Bass

    Vegard Kummen

  • Gesang

    Lars Nedland

  • Gitarre

    Eivind Marum

  • Keys

    Vegard Kummen

  • Schlagzeug

    Tobias Solbakk

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast / Rough Trade

  • Spieldauer

    46:03

  • Erscheinungsdatum

    12.03.2021

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