Seit ungefähr 2013 tingelte Will Varley nahezu unermüdlich für Konzerte durch die Lande, die Corona-Pandemie nötigte den Singer-Songwriter allerdings zu einer für ihn letztlich wichtigen Pause, in der er sich kreativ anders aufstellen und weiter an seinem eingefahrenen Stil feilen konnte. Auf "The Hole Around My Head" liegt der Teufel deshalb auch in mehrfacher Hinsicht im Detail.
Der Brite hat sich mitnichten neu erfunden, sondern ein in sich rundes Werk geschaffen, dass von sowohl kompositorischen als produktionstechnischen Feinheiten lebt, wohingegen die stilistischen Unterschiede zu früheren Arbeiten vernachlässigbar sind. Die erste Veröffentlichung des ganz neuen Labels Yellow Cake, das von Portishead- und Massive-Attack-Produzent Cameron McVey gegründet wurde. Dieser setzte bereits Varleys letztes Album "The Spirit Of Minnie" (2018) klanglich in Szene, fungierte diesmal jedoch nur als Berater, der sich aus Schweden nach Kent zuschaltete, wo der Künstler alles mehr oder weniger im Alleingang aufnahm.
Die erste Single ´Push Against Us´ steht insofern exemplarisch für die gesamte Platte, als sie sich wie die restlichen Stücke auch mit dem vergeblichen Streben des Menschen nach Vermeidung des Unvorhersehbaren auseinandersetzt. Umgesetzt wurde dieser thematische Überbau schlüssig in Form nicht immer so rudimentär wie das traurige ´Colour TV´ arrangierter Stücke, die als mustergültige Stilblüten für Folk beziehungsweise Alternative Country durchgehen.
Der 1987 geborene Liedermacher und Mitbegründer des Kollektivs Smugglers Records setzt dabei auf eine stetig an- und abschwellende Dynamik, womit er 2021 vielleicht deshalb so versiert wie selten zuvor arbeitet (wahnsinnig aufwühlend: ´Must Be Time For Moving On´), weil er im Studio eben alle Fäden selbst ziehen konnte.
FAZIT: Will Varney profitiert auf "The Hole Around My Head" davon, dass er bei der Realisierung seines ureigenen britisch-amerikanischen Folk die komplette Kontrolle übernommen hat. Als demnach dezidiert autarkes Werk strahlt die Platte Selbstbewusstsein und Verletzlichkeit zugleich aus, hebt sich also von der Masse weinerlicher junger Liedermacher der Gegenwart ab… auf der textlichen Ebene sowieso, wenn man die allseitige Innerlichkeit der Szene dagegenstellt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/8b6fc0a2ec4045b1b5ca7920ffbaafb7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.10.2021
Yellow Cake / Rough Trade
42:26
15.10.2021