Ohne große Aufmerksamkeit zu erregen, haben die italienischen Retro-Folk-Heavy-Rocker WITCHWOOD Ende vergangenen Jahres ein neues Album veröffentlicht. Dass dieses – im Gegensatz zu ihren anderen Alben - keinen Weg zu den einschlägigen Streaming-Diensten gefunden hat, dürfte die Bekanntheit kaum gesteigert haben.
Im Großen und Ganzen arbeiten sich WITCHWOOD auf „Before The Winter“ weiter treu am britischen Dinosaurier-Triumvirat aus DEEP PURPLE, URIAH HEEP und JETHRO TULL, und deren Großtaten aus den 70ern, ab. So gibt es vom Tempo her gemäßigten Hard Rock mit vielen Ausschmückungen durch Hammond-Orgel und Querflöte.
Die Marschrichtung gibt schon der Opener „Anthem for a Child“ vor. Durchdachte Arrangements und ein intelligenter Spannungsbogen zeigen, was einem bevorsteht. Etwas mehr als auf den früheren Werken kommen in anderen Stücken die Jam-Elemente zum Tragen. Das erinnert dann etwas an Zeitgenossen wir MONDO DRAG oder SIENA ROOT, die sich schon länger um eine Aktualisierung des klassischen Erbes kümmern.
In „Feelin‘“ oder „Nasrid“ sind die Passagen vielleicht etwas langatmig geraten, manchmal wünscht man sich beim Hören etwas mehr Straffung des Materials. Wie viel Kreativität die Band in das Album steckte, deutet auch „Hesperus“ mit Momenten, die an klassische Kompositionen erinnern oder auch die ruhige Akustikballade „A Crimson Moon“, die durch den Beitrag von Sängerin Jenifer Vargas eine ganz andere Klangfarbe zeigt. In „Crazy Little Lover“ dagegen regiert der reine Blues.
Abschließend steht „Slow Colours of Shade“, das erstmal durch seine Melodie unwahrscheinliche Assoziationen zu HammerFalls „Glory to the Brave“ weckt. Mit dem Einsetzen fieser Orgel-Akkorde verschwindet dieser Gedanke dann aber.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/bidAeJtUExo" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
FAZIT: Die italienischen Retro-Folk-Heavy-Rocker WITCHWOOD gehen ihren Weg konsequent weiter und scheinen mehr zu Jammen als je zuvor. „Before The Winter“ ist ein vollgepacktes, dadurch aber auch manchmal etwas langatmiges, Album voll mit interessantem Retro-Rock. An das Niveau von „Handful of Stars“ kommt die Band damit aber noch nicht wieder heran.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2021
Luca Celotti, Diego Banchero
Riccardo “Ricky” Dal Pane, Jenifer Vargas, Natascia Placci
Riccardo “Ricky” Dal Pane, Antonino “Woody” Stella
Stefano “Steve” Olivi
Stefano “Steve” Olivi
Jolly Roger Records
62:40
20.11.2020