Debütanten (nach der EP "The Descent" 2019) hin oder her: Man braucht nicht mit dem metaphorischen Zaunpfahl gewunken zu kriegen, um zu erkennen, dass ZARATUS eine griechische Black-Metal-Band sind. Die "Newcomer" mögen zwar mit einigen für ihre Heimat und den Stil geltenden Konventionen brechen, lassen aber deutlich spürbar die Vorreiter ihres Leib-und-Magen-Stils anklingen.
Das ist insofern logisch, als hier Bill Zobolas von u.a. Thou Art Lord und Stefan Necroabyssius (Varathron) die Fäden ziehen. Die beiden Pioniere machten bereits 2019 mit der Mini LP "The Descent" auf sich aufmerksam, die jedoch lediglich andeutete, dass ZARATUS mehr im Schilde führen als bloße Kniefälle vor dem Sound der 1990er.
Was "In The Days Of Whore" nun zur Diskussion stellt, lässt sich am ehesten als selbstsichere Gratwanderung zwischen Genre-Orthodoxie und gesundem Wagemut beschreiben. ZARATUS arbeiten mit für hellenisches Schwarzmetall üblichen Stilmitteln wie episch melodischen Parts, die von walzenden Doublebass-Parts unterfüttert werden, oder aufgrund ihrer Zartheit als atmosphärisch empfundenen Einsprengseln, die das häufige Knüppel-Sperrfeuer umso intensiver machen.
Die Produktion fällt gleichsam konservativ aus, also eher "trebly" als wuchtig zeitgenössisch, doch dadurch kommen die melodischen Leads umso besser zur Geltung. Die Kompositionen kommen tendenziell langsam auf den Punkt, wodurch ein mäandernder Klangstrom entstanden ist, der dank des geschmackvollen Einsatzes von Synthesizern (ist das im Opener 'Ceremonies Before Light's Existence' ein echtes Saxofon?) oder mittelöstlich anmutenden Schlaginstrumenten ('Zoroastrian Priests') zu keiner Zeit ermüdet.
im Großen und Ganzen ist "In the Days of Whore" also zwar keine Revolution, aber …
FAZIT: … ein Greek-Black-Metal-Album auf der Höhe der Zeit, das weder Alteingesessene verprellt noch jüngere Ahnenforscher verprellen dürfte. ZARATUS fehlen in letzter Konsequenz ein eindeutig individuelles Erkennungszeichen und Kompositionen, die das Zeug zu Dauerbrennern haben, doch für den Anfang, falls es sich nicht um eine Einmal-Angelegenheit handelt, geht die Platte okay. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/45f9ce41e183491893d9f8f1f2eca904" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.02.2021
Bill Zobolas, Stefan Necroabyssius
Ván / Soulfood
48:04
05.02.2021