Geredet, respektive gesungen wird auf „No Need To Talk“ tatsächlich nicht. Stattdessen regiert fein ziselierter Jazz, der allerdings auch von der heftigeren Sorte sein darf.
Gleich zum Start geht es rockig zu, die Gitarre fräst sich scharfkantig ihren Weg, bevor das Saxophon ein kontemplatives Zwischenspiel startet, bei dem Gitarre, Bass und Schlagzeug nur sacht gestreichelt werden, ohne in einlullendes Gesäusel zu verfallen. Die Grundstruktur bleibt knackig und hält die Spannung, immer auf dem Sprung, loszubrettern. Das passiert auf repetitive Weise, mit bohrender Intensität und erst zum Ende hin mit behutsamer Temposteigerung.
So wird die Waage gehalten zwischen mild vertrackter Kammermusik und druckvollem Jazz-Rock. Paradebeispiel für letzteres ist „Random House“, das nach besinnlichem, runter gedimmtem Einstieg, Gitarre und Saxophon förmlich explodieren lässt. Zwischendurch wird entspannt gejammt. Stimmungsmäßig bewegen sich die ruhigeren Klänge zwischen Bill Frisell und Pat Metheny, nachzuhören unter anderem beim hervorragenden, feinnervigen Titelstück, das in sieben Minuten alle Beteiligten solistisch und vereint glänzen lässt. Die geschlossene Ensembleleistung ist per se von hoch verständiger Art und zeugt von der Kunstfertigkeit der einzelnen Musiker, die sich gekonnt lässig und lustvoll in komplexen Strukturen bewegen.
So besitzt „No Need To Talk“ meditative und reichlich energische Kräfte, die sich gegenseitig nicht ausschließen, sondern wunderbar ergänzen.
FAZIT: ZOOM legen mit „No Need To Talk“ ein wohl austariertes Album vor, das Jazz und Rock trefflich vereint, und sowohl mit Bedachtsamkeit wie rauer Härte glänzt. Und dabei jederzeit vermeidet, zum brazzig-öden Kraftakt oder klebriger New Age-Spielerei zu mutieren.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.04.2021
Sebastian Räther
Philipp van Endert
Jo Beyer
Stephan Mattner ( Tenor Saxophon)
JazzSick Records/Membran
72:44
31.07.2020